Bild nicht mehr verfügbar.

Dem kroatische Ex-General Vladimir Zagorec, derzeit in Haft, werden exzellente Kontakte zur Hypo nachgesagt. Stimmt nicht, sagt sein Anwalt: Das waren ganz normale Geschäftsbeziehungen.

Foto: AP

Ein schattiger Küstenstreifen nördlich der kroatischen Hafenstadt Pula. Neben dem Ufer ragen Überreste einer antiken römischen Villa empor. Mehr als eine Million Quadratmeter Fläche wurden hier als Bauland für Luxus-Privatvillen in Aussicht gestellt. Der Großteil stehe jedoch unter Naturschutz und sei archäologische Ausgrabungsstätte, erklärt Bruno Poropat. Der Architekt kämpft seit Jahren gegen das Villenparadies. Ein geplante Volksbegehren liegt jedoch auf Eis. Die lokalen Machthaber scheinen nicht übermäßig interessiert an einer Aufdeckung, wieso wertvolles Schutzgebiet als Bauland versprochen wird, sagt Poropat. Das Pikante: Am Kauf soll auch die Hypo Bank beteiligt gewesen sein.

Dass die Bank „Geschäfte mit politischem Schutz" gemacht haben soll, sei in Kroatien schon lange ein Gerücht. Das habe man bislang allerdings nicht nachgewiesen, sagt der Zagreber Politikwissenschaftler Nenad Zakošek. Die Hypo Bank genieße den Ruf, „aggressiv aufgetreten zu sein". Und immer wieder sei das schnelle Wachstum aufgefallen. Die Bank sei in Kroatien erst nach 2000 groß geworden. „Doch damals war der Bankenmarkt eigentlich schon längst verteilt", sagt Zakošek. Gordan Maliæ, investigativer Journalist der kroatischen Tageszeitung Jutarnji list, verweist auf eine „privilegierte Rolle der Hypo Bank bei der kroatischen Regierungsspitze". So sollen Bankenvertreter schon recht bald nach Amtsantritt des früheren kroatischen Premiers Ivo Sanander 2004 in dessen Büro empfangen worden sein.

Verdacht auf Schmiergeld

Auffällig sei, dass im kroatischen Bankensektor immer wieder eine Differenz zwischen tatsächlichem Projektwert und aufgeblähten Krediten feststellbar sei. Diese Summe könnte als Schmiergeld geflossen sein, was man allerdings noch nicht nachgewiesen habe. Ein Teil des politischen Establishments in Kroatien, darunter auch gegenwärtige Minister, könnte jedoch in solche Fälle involviert sein, so Maliæ.
Auch Sanander steht derzeit unter Verdacht, Schmiergeld für vermittelte Kredite nach Kroatien erhalten zu haben. Eine entsprechende Zeugenaussage der Finanzdirektorin des herzegowinischen Medien-Tycoons Miroslav Kutle liegt der Staatsanwaltschaft schon seit zehn Jahren vor. Darin heißt es, dass „Provisionszahlungen an die politische Spitze im Land durchaus gängig gewesen sein sollen". Maliæ zeigt auf einen entsprechenden Ausdruck, auf dem die Initialien „I.S." auftauchen - möglicherweise „Ivo Sanader". Dieser hat ihm nun jedoch mit einer Klage gedroht, da Maliæ damit ins kroatische Fernsehen gegangen war.
Als eine der Schlüsselfiguren in der „Causa Hypo" taucht auch der kroatische Ex-General und Staatssekretär im Verteidigungsministerium, Vladimir Zagorec auf. Dieser verbüßt derzeit eine siebenjährige Haftstrafe wegen Veruntreuung von Staatsgeldern in Zagreb. Zagorec war nach dem Regierungswechsel in Zagreb 2000 nach Wien gekommen, wo er als Experte bei einer Waffenfabrik angestellt war. Sieben Jahre später war er nach Kroatien ausgeliefert worden, da er vermeintlich Edelsteine im Wert von fünf Millionen US-Dollar mitgenommen haben soll, einer Bürgschaft des kroatischen Staates - so das Urteil.

Keine besonderen Beziehungen

Entgegen anders lautender Medienberichte habe Zagorec allerdings nie im Fall Hypo vor Gericht gestanden, weder in Österreich, noch in Kroatien, betont dessen Zagreber Anwalt Zvonimir Hodak im Gespräch mit dem Standard. Zagorec sei zwar 2007 vor dem Untersuchungsausschuss des österreichischen Parlaments in Erscheinung getreten, allerdings als Zeuge. Bei seiner Aussage hatte Zagorec damals auch zu Protokoll gegeben, dass er „keine besonderen Beziehungen zu österreichischen Banken und deren Tochterbanken gepflegt habe, sondern ein Kunde wie jeder andere gewesen sei".
Zagorec soll dabei auch Kontakt zu Ex-Hypo-Chef Wolfgang Kulterer gehabt haben, heißt es in dem Protokoll. „Das waren jedoch ganz normale Geschäftsbeziehungen", erklärt Anwalt Hodak. Die Spitze der kroatischen Regierung und Wirtschaft habe mit Kulterer zu tun gehabt. „Manche Projekte können die Referenten am Schalter nicht lösen, da müssen Sie schon in ein anderes Büro dafür."
Zagorec soll als Vermittler zwischen Firmen in Liechtenstein und der Hypo Bank in Erscheinung getreten sein. Er habe dabei Immobilien von Privatleuten in Kroatien erworben und diese den Firmen in Vaduz angeboten, die daraufhin Kredite der Hypo Bank erhalten haben, so Hodak. (Veronika Wengert aus Zagreb, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 21.1.2010)