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Ohne das Alkali-Leichtmetall Lithium keine Lithium-Ionen-Batterie. Und ohne Akku kommt das Elektroauto, die umweltschonende Alternative zum Verbrennungsmotor, nicht vom Fleck.

Foto: Reuters/Mark Blinch

Um sich für den erhofften Ansturm auf Elektroautos zu rüsten, hat sich Toyota in Argentinien eine eigene Lithiumquelle gesichert. Den Grundstoff für Lithium-Ionen-Batterien liefert ein australisches Bergbauunternehmen.

Tokio – Als erstes japanisches Unternehmen hat sich der Autohersteller Toyota über sein Handelshaus Toyota Tsusho eine eigene Lithiumquelle in Argentinien gesichert. Damit will sich der weltgrößte Autobauer den wichtigsten Rohstoff für Lithium-Ionen-Akkus sichern, die unabdingbar für die neue Generation von Hybrid- und vor allem Elektroautos ist.

Ab 2012 soll ein Gemeinschaftsunternehmen zwischen Toyota Tsusho mit dem australischen Bergbauunternehmen Orocobre am Salzsee Salar de Olaroz die Produktion von Lithium beginnen. Ziel ist, ab 2014 rund 15.000 Tonnen Lithium zu gewinnen, was den Bedarf für drei Millionen Hybridauto-Batterien decken würde. Mit finanzieller Hilfe des japanischen Ministeriums für Wirtschaft, Handel und Industrie (Meti) plant Toyota Tsusho, dessen Hauptaktionär Toyota ist, 25 Prozent des mit 40 Millionen US-Dollar kapitalisierten Joint Ventures zu übernehmen.

Die Japaner treibt die Sorge vor einem Engpass in der Lithiumversorgung, wenn der Markt für Elektroautos stärker boomen sollte als erwartet. Zwar reichen die bekannten Lithiumreserven nach einer Analyse des Experten Keith Evans aus dem Jahr 2008 auf Jahrzehnte aus, die Nachfrage zu decken. Allerdings könnte es zu Lieferengpässen des Rohstoffs kommen, wenn die Produzenten die Lithiumproduktion nicht schnell genug erweitern sollten.

Als abschreckende Beispiel dient die Solarindustrie, die wegen des Booms in Europa jahrelang unter einer Knappheit von produktionfähigem Silizium litt, obwohl Silizium wortwörtlich wie Sand am Meer verfügbar ist. Gleiches könnte sich bei Lithium-Ionen-Akkus wiederholen, deren Markt nach einer Vorhersage des Marktforschungsunternehmens Fuji Keizai bis 2014 um das 90-fache auf 2250 Mrd. Yen (17,5 Mrd. Euro) wachsen soll.

Asiatische Konzerne bemühen sich seit Jahren, Lieferquellen zu sichern. Besonders aktiv sind – sehr zum Leidwesen der Japaner – Chinas Staatskonzerne, die global Rohstoffquellen erwerben. Bei seltenen Erden, die für viele grüne Techniken bisher unentbehrlich sind, ist es dem Land spektakulär gelungen, andere Anbieter durch Niedrigpreispolitik vom Weltmarkt zu fegen. Inzwischen kontrolliert China nach einigen Schätzungen bis 97 Prozent der Produktion dieser Metalle.

Um nicht durch Engpässe im Aufbau einer Massenproduktion behindert zu werden, haben Toyota und Erzrivale Nissan die Batterieherstellung als strategisches Geschäftsfeld definiert. Und: Sie produzieren Batterien in Eigenregie, anstatt sich darauf zu verlassen, dass die rasch wachsende Zahl von Akku-Herstellern rechtzeitig liefert.

Darüber hinaus haben neben Big Players wie Panasonic (Toyotas Verbündeter, der Sanyo im Boot hat) und Nec (Partner von Nissan) sowie kleinere Anbieter wie GS Yuasa (Mitsubishi Motors) auch die Elektronikriesen Toshiba, Hitachi und Sony Vorstöße ins Geschäft mit Auto-Akkus begonnen oder angekündigt. Die Robert Bosch GmbH hat mit Südkoreas Elektronikkonzern Samsung 2008 das Gemeinschaftsunternehmen SB LiMotive gegründet, das 2011 die Großserienproduktion aufnehmen soll. Erste Abnehmer sind BMW und nach jüngsten Informationen General Motors. (Martin Kölling, Tokio, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21.01.2010)