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Viele Asiaten "leiden" heute unter Alkoholintoleranz. Ihren Vorfahren dürfte sie das Leben gerettet haben.

Foto: Reuters/Kham

Peking - Symptome wie Magenbeschwerden, errötetes Gesicht oder ein erhöhter Puls treten bei Europäern im Normalfall erst auf, wenn sie ziemlich viel Alkohol zu sich genommen haben. Viele Asiaten hingegen haben schon bei wesentlich geringerem Alkoholkonsum mit den unangenehmen Folgen zu kämpfen.

Was von vielen Asiaten womöglich als Nachteil betrachtet wird, dürfte ihren Vorfahren das Leben gerettet haben, wie die Forscher um Bing Su von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften im Fachblatt "BMC Evolutionary Biology" schreiben.

Die Forscher haben untersucht, ob und wie sich die Alkoholunverträglichkeit in den letzten Jahrtausenden im Erbgut der Asiaten niedergeschlagen hat und verfolgten die geografische und zeitliche Verbreitung zurück bis zu ihrem Ursprung, wofür die DNA von 2275 Menschen aus 38 asiatischen Volksgruppen analysiert wurde.

Die Genetiker kamen zum Schluss, dass die Alkoholintoleranz vor 7000 bis 10.000 Jahren entstanden ist - eben zu jener Zeit, da im südlichen China auch der Ackerbau, genauer der Reisanbau, entstand. Und genau darin liegt des Rätsels Lösung: Der Reis wurde damals nämlich mit Hefepilzen fermentiert, da der beim Gärprozess entstehende Alkohol eine konservierende Wirkung hat.

Intoleranz als Leberschutz

Das bedeutet nichts anderes, als dass die alten Chinesen mit ihrer Nahrung auch regelmäßig Alkohol zu sich nahmen. Da aber Alkohol zahlreiche Organe, allen voran die Leber, schädigt, dürfte sich eine Unverträglichkeit als eine Art Schutzmechanismus vorteilhaft ausgewirkt und damit auf Dauer auch in der Erbsubstanz niedergeschlagen haben.

Mit anderen Worten und in der Sprache der Evolutionsbiologie: Wer Alkohol nicht verträgt, nimmt weniger alkoholhaltige Nahrungsmittel zu sich, lebt dadurch länger und kann sich häufiger fortpflanzen, weshalb die Unverträglichkeit heute fest im Erbgut verankert ist. (Klaus Taschwer/DER STANDARD, Printausgabe, 21. 1. 2010)