Grübeln die Österreicher über die Union nach, bekommen sie alles andere als Sterne in den Augen, im Gegenteil, ihnen kreisen mehrheitlich schlimme Gedanken durch den Kopf. Das halbe Land denkt im Zusammenhang mit der EU an "mehr Kriminalität", fördert die jüngste Eurobarometer-Umfrage zutage, 44 Prozent schießt "die Bürokratie" ein, 43 Prozent drängen sich Annahmen von "Geldverschwendung" auf, 41 Prozent argwöhnen, dass es "zu wenig Grenzkontrollen" gebe.

Zum Vergleich: EU-weit kommen diese anscheinend typisch austriakischen Reizwörter kaum mehr als 20 Prozent in den Sinn.

Da können die Vertreter der Kommission in Wien noch so bemüht sein zu beruhigen, dass sich das Image der Europäischen Union hierzulande mittlerweile etwas verbessert habe. Übrig bleibt auch von dieser Analyse, dass viele Landsleute die Brüsseler Beamten als Bonzen betrachten und die Erweiterung bloß als Einladung an Einbrecherbanden ansehen. Woher sie das wohl haben?

Schlägt man das Kleinformat mit der größten Auflage auf, prangt einem dort oft in fetten Lettern genau jenes Vokabular entgegen, das die Österreicher mit der EU verbinden.

Und daher sind die 42 Prozent, die das europäische Projekt als "eine gute Sache" ansehen, kaum ein tröstliches Gegengewicht. Denn: Eine einzige Kampagne von Herausgeber Hans Dichand gegen den Brüsseler Moloch würde genügen - schon rasselt dieser Wert erneut in den Keller. (Nina Weißensteiner, DER STANDARD, Printausgabe, 21.1.2010)