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Splitternackt im Cosmopolitan? Das ist eine Qualifikation, die wenige Politiker vorzuweisen haben. Scott Brown, der neue Senator für Massachusetts, kann nicht nur auf die entsprechenden Bilder in der Juni-Ausgabe von 1982 zurückblicken, sondern auch auf den ihm damals von der Illustrierten verliehenen Ehrentitel "America's Sexiest Man" . Schon vor beinahe 30 Jahren verströmte der Jus-Student in Boston den Geruch des Erfolges. Aus Amerikas Mann mit dem größten Sexappeal musste früher oder später ein echter Sieger werden.

52 zu 47 Prozent lautet der Endstand der Nachwahlen für den US-Senat in dem Bundesstaat, der bis dato als der Inbegriff einer demokratischen Hochburg galt. 30 Punkte Rückstand auf seine behäbige Gegenerin holte der Republikaner beinahe spielend auf - mit einem strahlenden Lächeln, Leutseligkeit und dem richtigen Gespür für die miese Stimmung der Wähler. Im Gegensatz zu Martha Coakley konnte er nie der Illusion verfallen, er hätte den nach dem Tod Ted Kennedys verwaisten Sitz im amerikanischen Oberhaus schon in der Tasche.

Unbeirrt ratterte der 50-jährige Rechtsanwalt und Triathlet - die Washington Post hat ihm schon den Spitznamen "Senator Muskelprotz" verpasst - im Wahlkampf Meile um Meile in seinem GMC Canyon Pick-up herunter. Jeder Winkel des Ostküstenstaates wurde besucht, immer in Jeans und brauner Arbeiterjacke. Joe, der Installateur, die verschrobene Figur aus dem Präsidentschaftswahlkampf der Republikaner, wich Scott, dem Anwalt, der sich beherzt für die Anliegen der enttäuschten kleinen Leute einsetzt. Die Bürger von Massachusetts nahmen es Brown ab.

Vor seinem jüngsten Karrieresprung saß er als Senator im Parlament des Bundesstaates Massachusetts und trat dort vor allem gegen höhere Steuern und öffentliche Ausgaben auf. Als er seine Kandidatur ankündigte, gab der Oberstleutnant der Nationalgarde die Devise aus, dass die Regierung in Washington zu viel Macht habe und dass der Heimatschutz wie der Kampf gegen den Terrorismus unbedingt zu stärken seien. Eine staatliche Krankenkasse dagegen lehnte er rigoros ab.

Scott Brown, verheiratet mit Gail und Vater zweier Töchter, nahm zuletzt Präsident Barack Obama auch sportlich ins Visier: "Wenn er glaubt, dass es im Weißen Haus so etwas wie Basketball-Talent gibt, dann soll er doch einmal gegen Ayla (Browns Tochter, Anm.) und mich antreten." (Christoph Prantner/DER STANDARD, Printausgabe, 21.1.2010)

 

 

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