Speros "Dildo Dancer, double my age" (Handdruck und Collage auf Papier) von 1990

Foto: Galerie König

Es liegt wohl an der engen Zusammenarbeit des Künstlerpaares, das in der Tribute-Ausstellung für Nancy Spero (1926-2009) auch Arbeiten von Leon Golub zu sehen sind. Über viele Jahre haben sie gemeinsam an der Salzburger Sommerakademie unterrichtet und neben eigenen Arbeiten auch gemeinsame produziert - in der Schau bei Christine König werden die jeweils eigenen Arbeiten der Künstlerin und des Künstlers präsentiert.

"Meine stärksten Arbeiten entstanden wahrscheinlich deswegen, weil sie aus Empörung gemacht worden sind", meinte Nancy Spero einmal, und ihre Empörung galt sowohl der männlich dominierten Kunstwelt als auch der amerikanischen Interventionspolitik, die sie gemeinsam mit ihrem Mann Leon Golub in Künstlerbewegungen wie "Artists and Writers Protest Against the War in Vietnam" (ab den 1960er-Jahren) oder "Artists Call Against American Intervention in Latin America" (in den 1980er-Jahren) aktiv werden ließ.

Die Galerie König zeigt in Erinnerung an die 2009 verstorbene Künstlerin eine Auswahl ihres künstlerischen "Protestes", dem sie mit den unterschiedlichsten Mitteln Ausdruck verlieh: Während sie einerseits eine fragile symbolische Bildsprache entwickelte, in der Göttinnen aus den unterschiedlichsten Mythologien eine starke, selbstbewusste Hauptrolle spielen, hat sie auch immer wieder sehr deutliche Worte gefunden, um Unrecht zu thematisieren. Search and Destroy (1987) steht in blutroten Lettern auf einem Banner, das, mit den Worten "pacification" und "bodycount" überdruckt, unter die Haut geht und von der engagierten Antikriegshaltung der Künstlerin erzählt.

Was seine Ausdrucksstärke betraf, stand Leon Golub seiner Weggefährtin kaum nach: In einer Zeit, in der eigentlich der abstrakte Expressionismus vorherrschend war, vertrat er die Meinung, dass kritische Auseinandersetzung, Einmischung und Darstellung von gesellschaftspolitischen Verhältnissen von immenser Wichtigkeit seien.

In der Ausstellung sind neben älteren, konfrontativen Leinwandarbeiten auch seine jüngeren, kleinformatigen Bilder zu sehen, auf denen Hunde oder auch Cyborgs als alltagsbezogene, aber nicht weniger unheimliche Aggressoren auftauchen und in denen er unter anderem auch die Bedeutung der Kunst für die Gesellschaft befragt. (cb / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21.1.2010)