Wien - Was bedeutet ein "flächendeckendes" Ganztagesangebot für die Schullandschaft der Bundeshauptstadt? Darauf hat selbst der zuständige Stadtrat Christian Oxonitsch (SP) derzeit nur eine vage Antwort parat. 20 Schulen, schätzt man in seinem Ressort, fehlen dazu in Wien. Das bedeutet freilich nicht, dass die Stadt 20 neue Schulen bauen muss, in vielen Fällen würde laut Oxonitsch auch ein Umbau genügen.

Schon jetzt werden 23 Volks- und Hauptschulen ganztägig geführt, sie sind allerdings sehr ungleichmäßig über Wien verteilt. 6600 Kinder besuchen derzeit Ganztages-Volksschulen, 1200 Kinder die Hauptschulen. Das kostet monatlich bis zu 90 Euro für die Betreuung und bis zu 62 Euro für das Essen, einkommensschwache Familien können einen Antrag auf Ermäßigung stellen.

Sollten die Wiener im Rahmen der Volksbefragung das flächendeckende Ganztagesangebot einfordern (was politisch durchaus im Sinn des Stadtrats wäre), hat sich Oxonitsch als "ungefähre Latte" eine Schule pro Bezirk gelegt, in den größeren Bezirken werden es wahrscheinlich mehrere sein. Ob sich in jedem Bezirk ein geeigneter Standort findet, sei aber fraglich, räumt Oxonitsch ein.

Ministerium liefert Zahlen

Eine Bedarfserhebung sei jedenfalls nicht geplant: "Die Standorte hängen vor allem vom Raumangebot und der prognostizierten Bevölkerungsentwicklung ab", sagte Oxonitsch zum Standard. Erste Aufschlüsse über den Bedarf an Ganztagesplätzen in Wien könnte aber eine Umfrage des Unterrichtsministeriums zu diesem Thema liefern, die am kommenden Montag von Ministerin Claudia Schmied (SP) präsentiert wird.

Zu den möglichen Kosten hält sich Oxonitsch noch bedeckt. Der Lehrerbedarf werde jedenfalls nicht erheblich steigen, schließlich ändere sich ja die Stundenzahl nicht. Im Vergleich mit den Schulen, in denen jetzt schon Nachmittagsbetreuung angeboten werde, komme man bei der "echten" Ganztagsschule in etwa auf dieselben Kosten - natürlich gesetzt den Fall, dass die Zahl der Kinder, die dieses Angebot in Anspruch nehmen, gleich bleibt.

Grundsätzlich können Volks-, Sonder- und Hauptschulen sowie die AHS-Unterstufe ganztägig geführt werden. Das flächendeckende Angebot der Stadt wird aber die Gymnasien nicht betreffen, denn für diese ist der Bund zuständig. (hei, DER STANDARD Printausgabe 21.1.2010)