Paris  - Die einzigartigen Säugetierarten auf Madagaskar haben die Insel im Indischen Ozean neuen Studienergebnissen zufolge vermutlich auf natürlichen Flößen erreicht. Lemuren und andere nur auf Madagaskar lebende Tiere könnten durch Meeresströmungen vom afrikanischen Festland auf die Insel getrieben worden sein, wie aus einer am Mittwoch veröffentlichten Studie der Wissenschafter Matthew Huber von der Purdue Universität im US-Staat Indiana und Jason Ali von der Universität in Hongkong hervorgeht.

Die ersten Lemuren (früher "Halbaffen") tauchten vor 60 bis 50 Millionen Jahren auf Madagaskar auf, die Tenreks, kleine Verwandte des Igels, gibt es dort seit 42 bis 25 Millionen Jahren. Später kamen erste Fleischfresser und Nagetiere hinzu. Die These, dass die Tiere zum Beispiel auf Treibholz über das Meer vom 430 Kilometer entfernten afrikanischen Festland nach Madagaskar gelangten, ist bereits rund 70 Jahre alt. Es gab jedoch immer wieder Zweifel, weil es die Meeresströmungen um Madagaskar eigentlich unmöglich machen, die Insel schwimmend so zu erreichen.

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Andere Wissenschafter vermuteten deshalb, dass die Tiere die Insel über eine mittlerweile verschwundene Landbrücke erreichten. Gegen diese Theorie spricht, dass letztlich nur einige wenige Tierarten nach Madagaskar kamen.

Huber und Ali wiesen nun anhand von Computersimulationen nach, dass die Meeresströmungen zwischen Afrika und Madagaskar heute ganz anders verlaufen als früher. Ihren Berechnungen zufolge gab es zwischen dem Festland und der Insel in der Vergangenheit auch Strömungen nach Osten, die zur Insel hinführten. Außerdem hätten sich die beiden Landmassen in den vergangenen 60 Millionen Jahren rund 1.600 Kilometer nach Norden bewegt, erklärten die Wissenschafter. Diese Plattenverschiebung habe die Meeresströmungen vermutlich verändert. (APA)