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Das kindliche Gehirn reift vor allem durch Bewegungen und den damit verknüpften Sinneswahrnehmungen.

Foto: APA/Hans-Ulrich Dodt

Niederösterreich - Kinder, die in der Schule nicht stillsitzen können oder häufig Fehler machen, sind nicht dumm - sie hatten in ihrer frühkindlichen Entwicklung nicht ausreichend Bewegung. So erklärt die Trainerin Daniela Arnold Konzentrationsschwierigkeiten, Lernschwächen und feinmotorische Defizite von Schulkindern - und zeigt gleichzeitig einen Lösungsweg auf. Sie beschreibt in ihrem aktuellen Buch, wie Bewegung und Musik dazu beitragen grundlegende Verbindungen zwischen den Nervenzellen des Gehirns zu schaffen, die für ein Kind wichtig sind, um in der Schule zu bestehen.

Fehlende motorische Reife

Viele Kinder leben ihren natürlichen Bewegungsdrang nicht mehr aus und erlangen somit weder die motorische noch sensorische Reife. Das kindliche Gehirn reift vor allem durch Bewegungen und den damit verknüpften Sinneswahrnehmungen. Kleine Kinder er-robben, er-rollen, er-krabbeln und er-tasten sich ihre Umwelt. Durch das motorisch-handelnde Erschließen der Welt werden im Gehirn wichtige Strukturen angelegt. Kindliche und jugendliche Bewegungsmuster erlauben Experten Rückschlüsse auf motorische Defizite, die bereits in der frühkindlichen Entwicklung entstanden sind.

So ist zum Beispiel die Reifung des Stirnhirns - welches unter anderem für vorausschauende Planung, Motivation und die Kombination von neuem Wissen mit dem bestehenden Erfahrungsschatz verantwortlich ist - abhängig von der Bildung spezieller Nervenfasern. Diese Fasern werden als Dopaminfasern bezeichnet und entwickeln sich auch in Abhängigkeit von körperlicher Bewegung. Neurowissenschaftliche Untersuchungen bestätigen auch, dass Muskelaktivitäten die Produktion spezieller Proteine anregen, welche wiederum das Wachstum von Nervenzellen stimulierien und die Anzahl neuronalen Verbindungen vermehren. "So werden im Laufe der Zeit bestimmte Funktionen ausgebildet", erklärt Daniela Arnold.

Die niederösterreichische Autorin erklärt in ihrem Buch "Herausforderung Schule. Was hat Bewegung mit erfolgreichem Lernen zu tun?" Zusammenhänge zwischen kindlicher Motorik und Denkleistung. Wenn Kinder auf einer Mauer balancieren, beim Schreiben einen Stift über das Blatt führen oder die Augen beim Lesen über die Zeilen gleiten lassen, greifen sie auf einen Schatz aus Wahrnehmungs- und Bewegungserfahrungen zurück, den sie sich in ihrer frühen Kindheit angeeignet haben. Fehlen in diesem Erfahrungsschatz wichtige Meilensteine, dann hat das Kind Schwierigkeiten den schulischen Anforderungen gerecht zu werden.

Therapie mit Musik und Bewegung

"Motorische Defizite können mit gezieltem Training ausgeglichen werden", erklärt Motoi-Therapeutin Arnold. Die Motoi-Therapie ist eine Behandlungsmethode, die sich an unterschiedlichen Förder- und Bewegungsansätzen orientiert und diese mit Musik kombiniert. Das Training verbessert die Grob- und Feinmotorik und steigert gleichzeitig Koordinations- und Konzentrationsfähigkeiten. Kinder sind den schulischen Anforderungen mit diesen Fähigkeiten besser gewachsen. (red)