Foto: Werk
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Was wohl Mini-Entwickler Sir Alec Issigonis dazu gesagt hätte. Die BMW Group als Eigentümer der Marke Mini sprengt bei der Erweiterung des Programms den durch das legendäre Ur-Modell vorgegebenen Rahmen und erfindet den Mini neu. Während es sich bei den bisherigen Versionen des aktuellen Modells um Karosserieformen (Zweitürer, Cabrio, Clubman-Kombi) handelt, die es in der Jahrzehnte überdauernden Geschichte des Kleinwagens bereits gegeben hat, stellt die vierte Baureihe ein völliges Novum dar. Der Mini wird zum Crossover und vertritt die Marke damit in einem Fahrzeugsegment, das es zu Lebzeiten Issigonis´ noch gar nicht gegeben hat. Countryman lautet der Name des neuen Modells und diese Bezeichnung legt bereits nahe, dass einer der überzeugtesten vierrädrigen Stadtbewohner den Reizen des Landlebens erlegen ist. Was allerdings nicht heißen soll, dass seine City-Tauglichkeit beeinträchtigt worden ist. Die gewohnten Alltagsqualitäten wurden einfach auf ein neues Einsatzgebiet ausgedehnt. Dafür zeigt sich der Countryman gut vorbereitet: Er ist größer, höher und optional mit dem Allradantrieb "Mini All4" verfügbar.

Eine große Überraschung ist der Countryman übrigens nicht. Automobil-Interessierte sind bereits in den vergangenen Jahren immer wieder auf Meldungen über einen Crossover-Mini gestoßen, haben Fotos von Prototypen studiert und wissen auch vom engen Österreich-Bezug des neuen Modells: Seit Ende 2007 steht fest, dass es bei Magna Steyr in Graz gebaut wird. Darum waren in der Umgebung der steirischen Landeshauptstadt von Beobachtern auch immer wieder getarnte Versuchsfahrzeuge zu entdecken. Jetzt hat das Warten ein Ende: Die BMW Group gibt nun Bilder der voraussichtlichen Serienversion frei und verspricht die Markteinführung in Österreich für Mitte September

Auch wenn es sich beim Countryman um eine gänzlich neue Karosserieform handelt, bleibt ein Mini in jedem Fall ein Mini. Da macht auch die Crossover-Version keine Ausnahme, die das typische Markengesicht mit dem Hexagonal-Grill genauso präsentiert wie andere unverwechselbare Designmerkmale. Ergänzt werden diese durch optische Features, die auf die Robustheit des Countryman anspielen - vom breiteren Schwellerbereich bis zu den ausgestellten Radhäusern. Verzichtet haben die Designer hingegen auf den im Crossover-Bereich so beliebten, optisch prominenten Unterfahrschutz. Ein weiteres Novum: Erstmals gibt es mit dem Countryman nun einen Mini mit vier Türen und einer Heckklappe.

Im Interieur erfolgte die Anpassung an das neue Segment genauso behutsam und sorgfältig: Natürlich verfügt auch der Countryman über das Mini-typische Armaturenbrett mit dem großen Zentralinstrument, neu gestaltet präsentieren sich hingegen die Türverkleidungen. Die zwischen Fahrer- und Beifahrersitz verlaufende Mini Center Rail ermöglicht mittels flexibel positionierbarer Clip-in-Elemente die individuelle Integration von Ablagen, Dosenhaltern, externen Audiogeräten und anderer Elemente. Ab Werk wird der Countryman als Viersitzer mit zwei unabhängig voneinander in Längsrichtung verschiebbaren Einzelsitzen im Fond ausgeliefert, aufpreisfrei steht die Option einer dreisitzigen Rückbank zur Wahl. Erweitert wurde das Gepäckraumvolumen: Bei umgeklappter Rücksitzlehne wächst es von 350 auf 1.170 Liter an.

Alle fünf Triebwerke, die bei Markteinführung verfügbar sein werden, gehören einer überarbeiteten Motorengeneration an und verfügen serienmäßig über verbrauchsreduzierende Technologien. Drei Versionen verdienen in dieser Hinsicht eine besondere Erwähnung. Es handelt sich dabei um den Benzineinstiegsmotor im One Countryman, einem 98 PS starken 1,6 Liter-Triebwerk, das sich laut Werk mit durchschnittlich 5,9 l/100 km (137 g/km CO2) begnügt. Als noch sparsamer erweisen sich die beiden Selbstzünder-Varianten: Das 1,6 Liter-Dieselaggregat wird in einer 90 PS-Version (One D Countryman, 4,3 l/100 km, 113 g/km CO2) und einer 112 PS-Ausführung angeboten (Cooper D Countryman, 4,4 l/100 km, 116 g/km CO2).

Der stärkere Dieselmotor ist darüber hinaus mit dem permanenten Allradantrieb „Mini All4" kombinierbar, der die Antriebskraft über ein elektrohydraulisches Mitteldifferenzial variabel zwischen Vorder- und Hinterachse verteilt: Im Normalbetrieb sind es bis zu 50 Prozent, die über die Hinterräder auf die Straße gebracht werden, in Extremfällen können es auch 100 Prozent sein. Ab Werk sind alle Countryman-Varianten mit der Fahrstabilitätsregelung DSC ausgestattet, optional verfügbar (bei einigen Versionen serienmäßig) sind die Dynamische Traktions Control DTC sowie eine elektronische Sperrfunktion für das Vorderachsdifferenzial.

Das Gokart-artige Fahrgefühl wollten die Techniker auch in das Crossover-Segment übertragen, deshalb wurde das Fahrwerk auf ein sportlich-präzises Handling weiterentwickelt. Ihren Beitrag dazu leisten unter anderem die serienmäßige elektromechanische Servolenkung EPS (Electric Power Steering), die Multilenker-Hinterachse sowie die Stabilisatoren an Vorder- und Hinterachse zur Minimierung der Karosserie-Seitenneigung. Bei den Allradversionen kommt eine spezifische Fahrwerksabstimmung zum Einsatz, um denselben Fahrkomfort wie bei den zweiradgetriebenen Modellen zu garantieren.

Sir Alec Issigonis kann also beruhigt sein: Der Mini-Grundgedanke wurde beim Countryman weder verwässert noch eingeschränkt, sondern gründlich weitergedacht und aktualisiert. Dass in dieser Hinsicht auch in Zukunft noch kein Ende in Sicht ist, zeigen weitere Studien und Versuchsfahrzeuge - vom elektrischen Mini E über Coupé- und Roaster-Konzepten bis zum Freizeitmobil Beachcomber. (saubereAutos.at)