Wien - Die Wiener Börse und ihre Ost-Töchter in Laibach, Prag und Budapest sind seit vergangener Woche gleichrangig der gemeinsamen Holdinggesellschaft CEESEG AG (CEE Stock Exchange Group) unterstellt. Die CEESEG ist die größte Börsengruppe Zentral- und Osteuropas. Ihre vier Töchter sind für 46,9 Prozent der Marktkapitalisierung und für 63,8 Prozent der Aktienumsätze in der Region verantwortlich, sagten die Vorstände der Wiener Börse, Michael Buhl und Heinrich Schaller, die auch die Geschicke der neuen Holding leiten, am Donnerstag vor Journalisten. Die CEESEG ist gewillt, bei weiteren Ost-Börsen einzusteigen, konkrete Gespräche gibt es aber derzeit nicht. Am Marktplatz Wien erwarten Buhl und Schaller heuer "durchaus" Börsengänge.

Ziel der neuen Holding sind Schaffung von mehr internationaler Aufmerksamkeit und die Steigerung des Volumens. An den vier Börsen wurden bereits der internationale Datenvertrieb und der internationale Indexlizenzverkauf gebündelt. Ab sofort soll es auch gemeinsame Roadshows geben. Mitte 2010 soll dann Laibach an das internationale Handelssystem XETRA angeschlossen werden, Prag und Budapest sollen 2011 folgen.

Aus der Sicht von Buhl ist die CEESEG "durchaus ausbau- und aufnahmefähig", momentan gebe es aber "keine Gespräche mit irgendjemanden" - auch nicht mit der polnischen Regierung. Diese will die Warschauer Börse GPW - der zweitgrößte Player in CEE - im vierten Quartal 2010 privatisieren, hat die Wiener Börse, die mehrfach Interesse angemeldet hatte, aber als Investorin ausgeschlossen. Die CEESEG strebe prinzipiell Mehrheitsbeteiligungen an, so ihre Chefs. An das Hereinholen neuer Eigentümer denken Schaller und Buhl derzeit nicht. An der Wiener Börse wie an der CEESEG halten österreichische Banken laut Schaller rund 52,5 Prozent, 47,5 Prozent österreichische Emittenten, die in Wien gelistet sind. Der Aufsichtsrat ist ebenfalls ident. In der Holding wird zusätzlich ein Beirat installiert, in dem die CEOs der vier operativen Töchter sitzen.

An den CEESEG-Börsen sind derzeit insgesamt 264 Unternehmen gelistet. Mehr als 170 Banken und Broker handeln an den vier Marktplätzen und 152 Vendoren sorgen für die Veröffentlichung ihrer Daten. Die größten internationalen institutionellen Investoren in der Gruppe kommen aus den USA (24,4 Prozent) und Großbritannien (13,2 Prozent). Auf nationale Investoren entfallen 26,03 Prozent. Der Gruppenindex CEESEG ist 2009 um 37,8 Prozent gestiegen, der CEETX, der die 25 größten Unternehmen umfasst, die in Wien, Laibach, Prag und Budapest notieren, um 39,9 Prozent. Per Dezember 2009 betrug die Marktkapitalisierung der vier Börsen zusammen 140,1 Mrd. Euro, der Großteil (79,5 Mrd.) entfiel auf Wien. Die durchschnittlichen Monatsumsätze machten im Dezember 12,2 Mrd. Euro aus, 6,1 Mrd. davon wurden in Wien gehandelt. (APA)