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Die Diagnose COPD stellt der Lungenfacharzt. Diagnostische Hilfsmittel sind die Lungenfunktionskammer und die Blutgasanalyse.

Foto: APA/Martin Gerten

Washington/Hattingen - Das Raucherleiden COPD verschlechtert nicht nur die Funktion der Lunge, sondern auch die des Herzens, und zwar von Beginn der Krankheit an. Diesen Zusammenhang haben Forscher vom US-amerikanischen Heart, Lung and Blood Institute (NHLBI)  gezeigt. In der Zeitschrift New England Journal of Medicine berichten sie, dass Veränderungen im Herz sogar schon dann auftreten, bevor der Patient die ersten Symptome der COPD bemerkt.

Die Chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD), im Volksmund "Raucherlunge" genannt, gehört zu den häufigsten Todesursachen und betrifft allein im deutschen Sprachraum rund sieben Millionen Menschen. Kennzeichen sind Zerstörungen des Lungengewebes, Luftwegs-Verengungen, Dauerhusten und Schleim, während die Atemnot bei sonst problemlosen Aktivitäten als erstes Signal gilt. Der Großteil der Patienten bemerkt die Krankheit nicht früh genug, als dass eine rechtzeitige Behandlung noch bestmögliche Lebensqualität und -erwartung sichern könnte. Die fortgeschrittene Krankheit bedeutet schwere Einschnitte im Alltag.

Herz pumpt nicht mehr richtig

Die US-Mediziner untersuchten Zustand und Funktion von Herz und Lunge bei 3.000 Erwachsenen im fortgeschrittenen Alter. Atemtests und Bildgebung zeigten bei vielen der repräsentativ ausgesuchten Studienteilnehmer leichte Störungen in beiden Organen. Besonders war das der Fall bei Rauchern und Menschen mit bereits aufgetretenen Symptomen der Krankheiten COPD und Lungenemphysem, jedoch auch bei einigen Menschen mit nur leicht ausgeprägter COPD, die ihr Leben lang Nichtraucher waren.

"Schwere Fälle von COPD verschlechtern die Fähigkeit des Herzens, Blut zu pumpen. Nun wurde sichtbar, dass die Herzschädigung schon in milden Fällen der Krankheit auftritt oder sogar vor ihren ersten Symptomen", schreiben die Forscher um Graham Barr. Ein weiterer wichtiger Grund sei somit gefunden, warum COPD möglichst früh erkannt werden solle. Es sei denkbar, dass eine frühzeitige Therapie der Krankheit die Herzfunktion noch bessern und damit auch die Lebensqualität der Betroffenen erhöhen kann.

Früherkennung kann Schäden in Grenzen halten

"Fast alle COPD-Patienten leiden an Herzvergrößerung. Gelangt über die geschädigte Lunge zu wenig Sauerstoff ins Blut, muss das Herz schneller pumpen", erklärt Jens Lingemann, Leiter der Koordinationsstelle Lungenemphysem-COPD Deutschland. Die Behandlung mit Beta-Blockern oder Kalziumantagonisten soll diesem Problem vorbeugen oder es auch behandeln. Möglicherweise kann es unter der medikamentösen Therapie mit Betablockern aber auch zu nicht gewünschten Effekten wie Lähmungen des Atemzentrums kommen, zudem sind die Erfolgsaussichten beschränkt.

Auch Lingemann betont die hohe Bedeutung einer Früherkennung der Krankheit. "Die meisten bemerken erst, dass sie COPD haben, wenn diese bereits weit fortgeschritten ist und etwa der Hausarzt das Aufsuchen eines Lungenarztes anordnet. Dabei wird die Chance verspielt, noch rechtzeitig einzugreifen." Der Besuch des Lungenfacharztes sei unumgänglich, da Hausärzte COPD durch bloßes Abhören nicht feststellen könnten. "Dazu bedarf es sowohl einer Lungenfunktionskammer als auch eines Gerätes zur Blutgasanalyse", so der Experte. (pte)