Man kann, so lernt man in Rüsselsheim, einen ganzen Vormittag damit zubringen, über Autotüren zu räsonieren. Sich ansehen, wer in der Geschichte des Automobils bereits die hinteren Türen hinten angeschlagen hat (Opel selbst beim 38er Kadett und beim 38er Admiral) und wer es heute wieder tut, nachdem es 1961 aus Sicherheitsgründen in Deutschland verboten worden war. Dies sind der Mazda RX-8, der Mini Clubman (allerdings mit halben hinteren Türen, die erst aufgehen, wenn die vordere geöffnet ist) und die altehrwürdigen Londoner Taxis.

Foto: Werk

Kein irrer Alleingänger

Dass Opel so viel Zeugen aufbietet, mag daran liegen, nicht als irrer Alleingänger erscheinen zu wollen, wo es mit dem Selbstbewusstsein in Zeiten der Krise ohnehin nicht so gut bestellt ist. Wir hörten also eine Menge über Türen, bis vom gleißenden Scheinwerferlicht aus dem Dunkel geschält wurde, was ohnehin die Spatzen von den Dächern pfiffen: Das Tuch glitt vom neuen Meriva, und siehe da, er hat die hinteren Türen hinten angeschlagen.

 

Foto: Werk

Portaltür-Konzept nennt man so was, wo Vorder- und Hintertüren von der B-Säule aus unabhängig voneinander geöffnet werden. Beim Meriva gelingt das bis zu einem einladenden Winkel aller Türen von fast 90 Grad und ermöglicht ein elegantes Hinein- und Hinausgleiten, was die Turnübung vor allem für die Fondpassagiere deutlich erleichtert.

Foto: Werk

Die Ausstiegsrichtung nach vorne erweist sich bei engen Parklücken als günstiger und verhindert beim Rauszwängen das schmerzhafte Hohlkreuz, wobei der Haltegriff an der B-Säule eine physiologische Stütze bildet.

Foto: Werk

Vorteile ergeben sich auch beim Beladen und Hantieren mit Kindersitzen, weil man einfach besser hinkommt, wenn die Tür nicht ständig im Weg ist. Und sie trennt auch nicht Eltern und Kinder beim Aussteigen voneinander, was die Sicherheit erhöht.

Foto: Werk

Die große Sorge und der Grund, warum solche Türen einst verboten wurden, betrifft die Möglichkeit eines Türöffnens während der Fahrt. Eine vorn angeschlagene Tür wird vom Fahrtwind an das Auto gedrückt, während eine aufgähnende Tür schneller dahin ist als Müllers Katze. Dagegen setzt Opel eine automatische Verriegelung ab vier km/h und eine Warnung an den Fahrer, falls irgendetwas im FlexDoor-Sicherheitssystem nicht stimmt.

Foto: Werk

Dass man sich überhaupt zu hinten angeschlagenen Fondtüren entschlossen hat, liegt am erwähnten Komfortgewinn, am Showeffekt, den Opel derzeit gut brauchen kann, und an der Tatsache, dass der Meriva für Schiebetüren schlicht zu kurz ist. Und man wollte den neuen Meriva wie seinen erfolgreichen Vorgänger kompakt und geschlossen halten-

Foto: Werk

Was zu einem Heck führte, das jetzt - modern und sehnig gezeichnet - ein wenig an die A- und B-Klassen von Mercedes erinnert. Vorn und innen trägt er die Handschrift des Insignia und Astra, während sich die Seitenlinie die kleine Keckheit einer Stufe leistet.

Foto: Werk

Neu ist das FlexRail-Konzept der Mittelkonsole, wo ein je nach Ausstattung bestücktes Schienensystem Flaschenhalter, Ablagen und Armstützbox trägt. Verbessert wurde das FlexSpace-Konzept des variabel gestaltbaren Fonds. Die Rücksitze sind nun leichter und ausgiebiger verschiebbar und bilden umgelegt einen achtbaren, ebenen Laderaum.

Foto: Werk

Bis auf den ungefähren Hinweis, dass der neue Meriva mit etwa 4,20 m Länge den alten um 20 cm übertrifft, wurden bei dieser ersten statischen Präsentation keine Angaben über Abmessungen, Gewicht, Kofferraumvolumen und Motoren gemacht. Opel verwies auf die offizielle Weltpremiere anlässlich der Genfer Autoschau im März. Dann hat man sich vielleicht auch schon zu einer Preisvorstellung durchgerungen. (Andreas Hochstöger/DER STANDARD/Automobil/22.1.2010)

Foto: Werk