Wien - Viele Studenten sind mit der derzeitigen Lehramtsausbildung an den Universitäten und Pädagogischen Hochschulen (PH) "in wesentlichen Teilen unzufrieden". Das zeigen die am Donnerstag veröffentlichten Ergebnisse einer von Unterrichts- und Wissenschaftsministerium beauftragen Online-Umfrage. Bekrittelt wird von fast zwei Drittel der knapp 3.200 Teilnehmer (das sind jeweils 20 Prozent aller Uni- bzw. PH-Studenten) der fehlende Praxisbezug und unzureichende pädagogische Wissensvermittlung.

Wenig individuelle Förderung

Auch Methoden der Klassenführung, Konfliktlösungsstrategien und die Kommunikation mit den Schulpartnern kommen laut der Studie (Befragungszeitraum: 27. November bis 13. Dezember 2009) zu kurz. Großen Verbesserungsbedarf orten die Studenten, vor allem jene an den Unis, im Bereich der individuellen Förderung von Schülern. Den Mangel an individueller Förderung sehen die Studenten auch als größten Schwachpunkt im derzeitigen Schulsystem, dessen Qualität sie insgesamt nicht als sonderlich gut einschätzen.

Nicht nur gut finden es die angehenden Lehrer auch, dass sie nach einer Reform des Dienstrechts in Zukunft mehr Zeit mit den Kindern verbringen sollen: 51 Prozent waren zwar sehr oder eher dafür, immerhin 39 Prozent aber ganz oder eher dagegen. Dementsprechend plädierten auch nur 47 Prozent für einen Ausbau ganztägiger Schulformen, 46 Prozent waren dagegen. Gespalten sind die Studenten auch bei der Neuen Mittelschule: 44 Prozent wünschten sich einen weiteren Ausbau, 45 Prozent waren dagegen (Rest jeweils unentschlossen).

Schulreformen zur Imageverbesserung

Unterstützung bekommen Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) und Wissenschaftsminister Johannes Hahn (ÖVP) für die von ihnen geplante gemeinsame Basis-Ausbildung für alle Lehrer mit gemeinsamen Qualitätsstandards. Das derzeitige Image von Lehrern ist aus Sicht der Studenten sehr negativ: Neun von zehn Studenten sehen Schulreformen als einzigen Weg zu einer wirklichen Imageverbesserung, ebenso viele fordern eine zügige Fortführung der Reformen. Dazu gehören aus ihrer Sicht die Entwicklung eines modernen Berufsbilds, ein zeitgemäßes einheitliches Dienstrecht mit leistungsorientierter Bezahlung und eine abgeflachte Gehaltskurve. Auch bei der geplanten Abschaffung der Unkündbarkeit bekommen die Minister Schützenhilfe, zwei Drittel sind dafür. 80 Prozent plädieren für ein Aufnahmeverfahren für Lehramtsstudenten, in dem auch auf soziale Kompetenzen geachtet wird.

Die Studenten sprechen sich außerdem für stärkere Teamarbeit an den Schulen aus, und zwar nicht nur im Unterricht, sondern auch bei der Vorbereitung und in Kooperation mit den Eltern der Schüler. 80 Prozent der PH-Studenten und zwei Drittel der Uni-Studenten plädieren für ein Abgehen von 50-minütigen Unterrichtseinheiten pro Fach. (APA)