Wien - Die Aktionäre der börsenotierten Immoeast AG haben den Verschmelzungsantrag mit dem Mutterkonzern Immofinanz mit großer Mehrheit angenommen und damit die letzte inhaltliche Hürde für die Fusion aus dem Weg geräumt. Das Votum am Donnerstag fiel mit 96 Prozent ähnlich hoch aus wie die Abstimmung der Immofinanz-Aktionäre am Vortag.

Mehrere Aktionäre haben freilich am Schluss der außerordentlichen Hauptversammlung (HV) Widerspruch angemeldet, auch Anfechtungen können in den nächsten Wochen noch eingebracht werden.

Der zweite Teil des Aktionärsvotums im Austria Center Vienna wurde mit einer Mehrheit von 99,3 Prozent angenommen. Es handelt sich dabei um die Abspaltung der IMBEA Immoeast Beteiligungsverwaltung, die künftig als Dachholding für das bisherige Geschäft der Immoeast fungieren soll. Die Immoeast selbst wird nach der Fusion verschwinden.

Wie bekannt wird die Immoeast in den Mutterkonzern hineinverschmolzen, wobei in der bisherigen Immoeast 90 Prozent des Geschäfts der ganzen Gruppe gebündelt sind. Die Immoeast-(Minderheits-)Aktionäre werden daher für zwei ihrer Aktien drei Immofinanz-Aktien erhalten und stellen damit zusammengenommen die Mehrheit an dem neuen Unternehmen. Das Geschäft der Immoeast wird als Sacheinlage in die neue "Immofinanz Group" eingebracht, die Immofinanz bestreitet die neuen Aktien aus einer Kapitalaufstockung um 567,3 Millionen Jungaktien. Die Verschmelzung soll rückwirkend zum 30.4.2009 stattfinden.

Liquidität erhöhen

Ziel der Zusammenführung ist es, die Liquidität der Aktien zu erhöhen, konzerninterne Verbindlichkeiten aufzulösen, die Transparenz zu erhöhen und Kosten einzusparen, wie Konzernchef Eduard Zehetner den Aktionären erläuterte. Die internen Kosteneinsparungen sollen bei rund 5 Mio. Euro pro Jahr liegen, hauptsächlich aus verringertem Verwaltungsaufwand. Die bisherige "doppelstöckige Struktur" werde aber von den Anlegern nicht gutgeheißen und habe in der Bewertung einen Abschlag zur Folge: "Auf 20 bis 30 Prozent mehr (Höherbewertung durch die einfachere Struktur, Anm.) hofft der Vorstand."

Seit der Gründung der Immoeast beherrscht die Mutter Immofinanz ihre Ost-Tochter - derzeit mit mehr als 54 Prozent der Aktien. Aus diesem Grund stand die Annahme der Fusion durch die außerordentliche Hauptversammlung am Donnerstag auch nie wirklich in Frage: Die Immofinanz war mit 455,6 Millionen stimmberechtigten Aktien vertreten und verfügte damit über mehr als 88 Prozent aller zur Hauptversammlung angemeldeten Aktien/Stimmrechte.

Am Vortag hatten die Immofinanz-Aktionäre mit 99,9 Prozent der Verschmelzung zugestimmt. Anders als am Mittwoch dominierten zahlreiche kritische Fragen den Ablauf der Veranstaltung. Anlegervertreter wollten Details aus dem Verschmelzungsbericht in Erfahrung bringen und stellten kritische Fragen zu Bewertung bzw. zum Tauschverhältnis.

Nach Eintragung im Firmenbuch

Ein Vorgehen gegen das durch mehrere Gutachten untermauerte Austauschverhältnis von drei (Immofinanz) zu zwei (Immoeast) ist erst nach der Eintragung der Transaktion ins Firmenbuch möglich, wie Immoeast-Rechtsberater Hanns Hügel erläuterte. Sollte dagegen vorgegangen werden, könne gegebenenfalls ein Gericht nachträglich eine Entschädigung in bar oder in Aktien für die benachteiligte Aktionäre festsetzen.

Obwohl durch das Austauschverhältnis die Minderheitsaktionäre der Immoeast zu Mehrheitseigentümern der "Immofinanz Group" werden, werden aller Voraussicht nach die Immofinanz-Anteilseigner Rudolf Fries und Walter Scherb (Spitz) größte Aktionäre bleiben. Der auf der Immoeast-Hauptversammlung erkennbare (zweit)größte Aktionär der alten Immoeast ist ein polnischer Pensionsfonds, der nach der Fusion über nicht mehr als 2,6 Prozent der Stimmrechte verfügen dürfte.(APA)