Stuttgart - Der deutsch-bulgarische Schriftsteller Ilija Trojanow ist am Donnerstagabend mit dem Würth-Preis für Europäische Literatur ausgezeichnet worden: Der 44-Jährige erhielt den mit 25.000 Euro dotierten Preis im Stuttgarter Schloss. Trojanow wurde als "poetischer Chronist der großen Exil- und Migrationsphänomene der Moderne" geehrt. Er vermittle seinen Lesern in Dokumentationen, Reiseberichten, Reportagen und Erzählungen "ein neues Gefühl für die Komplexität inter- und transkultureller Wirklichkeitserfahrungen", hieß es in der Begründung.

Trojanow, 1965 im bulgarischen Sofia geboren, floh 1971 mit seiner Familie über Jugoslawien und Italien nach Deutschland, wo sie politisches Asyl erhielt. Ein Jahr später zog sie weiter nach Kenia. Von 1985 bis 1989 studierte Trojanow in Deutschland. 1999 zog er für fünf Jahre nach Indien, wo er zum Islam konvertierte.

Kritiker loben sein "großes erzählerisches Geschick", etwa in "Der Weltensammler", für den Trojanow 2006 den Preis der Leipziger Buchmesse erhielt. 2007 bekam er auch den Berliner Literaturpreis und war Mainzer Stadtschreiber. Auf der Leipziger Buchmesse 2009 kam der Preis der Literaturhäuser hinzu.

Zu den bekanntesten Texten zählen "Die Welt ist groß und Rettung lauert überall" und "Der Weltensammler". Zuletzt veröffentlichte er mit Juli Zeh "Angriff auf die Freiheit" - darin warnen beide vor einem "Überwachungsstaat" wegen der Bedrohung durch den Terrorismus. Die Bücher des heute in Wien Lebenden wurden in 17 Sprachen übersetzt. In diesem Jahr übernimmt er die Leitung des neuen Münchner Literaturfestes. (APA)