Herr S. gehört zwei rasant aussterbenden Gattungen an: Er ist a) bekennendes SPÖ-Mitglied. Und er ist b) TV-abstinent. Heißt: Das Fernsehkastl ist auf den Namen seiner Partnerin angemeldet. Die wiederum ist kein SPÖ-Mitglied.

Unlängst bekam Herr S. (Kollege Fidler berichtete auf der Medienseite) Post. Die SPÖ bat ihn als "liebes Mitglied unserer Partei", via Fax den ORF-Publikumsrat zu wählen. Selbst wenn er könnte, was er als Nicht-Fernseher nicht kann, würde er nicht. Herr S., dem die österreichische Kunstszene viel verdankt, würde z. B. seine Kulturinteressen lieber nicht von einer Ex-Dancing-Queen vertreten wissen. (Auch wenn sie gut bei Stimme ist und sich jederzeit Gehör verschaffen wird können.)

Herr S. sollte das Ganze nicht allzu ernst nehmen. Außer teuer ist die Faxwahl nämlich - ebenso wie die läppische Wiener Hundehauferl-Volksbefragung - ein Beispiel für falsch verstandene Demokratie. Und außerdem völlig für den Hugo. Was immer ein Publikumsratsmitglied geäußert hat: Danke, gaaanz lieb. Und sonst: null Wirkung.

Das einzige Publikumsvoting - wegzappen - wird am Gipfel des Berges nicht wahrgenommen. Sonst hätte der Gesellschafts-Heinzl nämlich keinen Dreijahresvertrag bekommen, egal, ob die Quote stimmt oder nicht. Eher stimmt sie derzeit nämlich nicht. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22.1.2010)