Wien - Für Flora Hlawna wäre ein durchgehender U-Bahnbetrieb am Wochenende super. Dann müsste die Studentin nämlich vom U4, einem ihrer Stammlokale, nicht mehr per Nachtbus nach Hause in den 18. Bezirk gondeln. "In meinem Freundeskreis ist die Nacht-U-Bahn natürlich ein Thema" , erzählt die 18-Jährige, die auch regelmäßig die Lokale in den Gürtelbögen besucht. "Wenn die U4 und die U6 durchgehend fahren würden, wäre das ideal."
Die Jungen, nämlich die von der VP, waren es auch, die im vergangenen Sommer eine Kampagne für "24 Stunden Verkehr am Wochenende" gestartet haben und sich Aufmerksamkeit mit einem Sujet sicherten, auf dem junges Parteivolk mit nicht viel mehr als dem Werbetransparent bekleidet abgelichtet war. Die Facebookgruppe "24 Stunden" von JVP-Chef Sebastian Kurz hatte schnell mehr als 5000 Mitglieder. Auch die Wiener Grünen haben bereits mehrmals die Nacht-U-Bahn gefordert.
Bedarfserhebung per Votum
Die SP hat die Forderung der Jungschwarzen damals abgelehnt, Jugendkoordinator Peko Baxant sprach von einer "interessanten Idee" , für die "derzeit aber kein Bedarf" bestehe. Abgefragt wird die Nacht-U-Bahn bei der Volksbefragung von 11. bis 13. Februar dennoch. "In Wien fahren täglich Nachtbusse von 0.30 bis 5.00 Uhr. Ein 24-Stunden-U-Bahn-Betrieb am Wochenende (Freitag und Sonntag) kostet pro Jahr 5 Millionen Euro und bewirkt veränderte Fahrtrouten der Nachtbusse an Wochenenden. Sind Sie dafür, dass die U-Bahn am Wochenende auch in der Nacht fährt?" lautet eine der Fragen.
Damit bei einem Ja die Nacht-U-Bahn auch noch vor der Wahl im Oktober 2010 auf Schiene ist, bereiten sich die Wiener Linien bereits auf den Nachtbetrieb vor - schon in einem halben Jahr könnte es losgehen.
Davor muss eine neue Streckenführung für die Nightline konzipiert werden. Wenn die 24-Stunden-U-Bahn kommt, wird es künftig zwei Fahrpläne für die Nachtbusse geben: An Wochentagen werden sie dieselben Routen benutzen wie bisher. Freitag- und Samstagnacht sowie vor Feiertagen würden die Busse, die jetzt parallel zu den U-Bahn-Linien geführt werden, nicht fahren. Dazu kommen noch Sicherheits- und Personalfragen. So muss die Polizei dann auch nachts in den Stationen präsent sein - und auch die 70-köpfige Truppe des Linienservice wird Nachtschichten einlegen müssen.
Unter der Woche nutzen 8000 Nachtschwärmer die Busse, am Wochenende sind es doppelt so viele. Die Kosten: 6,7 Millionen Euro pro Jahr. Laut Wiener Linien wären für die Nacht-U-Bahn weitere fünf Millionen nötig.
Norbert Walter, Landesgeschäftsführer der Wiener VP, beziffert die Mehrkosten mit rund einer Million. Besonders ärgert ihn, dass die fünf Millionen bereits bei der Volksbefragung genannt werden, obwohl die Wiener Linien von "Größenordnung" sprechen. Walter: "Bei der Frage zu den Hausbesorgern steht auch nichts von den Kosten für die Mieter, obwohl es bereits genaue Berechnungen gibt." (Bettina Fernsebner-Kokert, DER STANDARD - Printausgabe, 22. Jänner 2010)