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Daniel Albrecht nahm sich in Kitzbühel Zeit für eine Pressekonferenz. Der Schweizer gibt sich auch Zeit für sein Comeback. "Obwohl ich schon normale Ergebnisse bringen könnte."

Foto: EPA/HERBERT NEUBAUER

Kitzbühel - "Ich werde erst dann wieder auf diese Piste gehen, wenn ich so fit bin, dass ich ihr zeigen kann, dass ich der Chef bin." Sagte Daniel Albrecht am Donnerstag in der Musikschule zu Kitzbühel, und zu diesem Zeitpunkt hatte er schon eine Menge Pisten unter die Beine genommen in der Anfangsphase seiner zweiten Karriere, in der Schweiz, in Österreich, in Amerika. Gehört hat er schon, dass der Zielsprung auf der Streif entschärft worden ist, anschauen wollte er sich das nicht. Naturgemäß begrüßt er den Schritt. "Voriges Jahr war es wahrscheinlich nicht so optimal." Ob er sich die Abfahrt anschauen werde? "Ja, im Fernsehen."

Albrecht wusste nicht, wer er ist, wie er heißt, wo er wohnt, nachdem er drei Wochen nach dem Sturz aus dem künstlichen Koma entlassen worden war. Fünf Wochen nach dem Sturz kamen die Erinnerungen an das Leben davor zurück. Dahinter steckt viel Training. Wie auch im Wiedererlernen der teilweise verlorenen Sprache nach den schweren Hirnverletzungen. Zum Fleisch sagte er Audi. "Das kommt mir noch manchmal in den Sinn, aber heute weiß ich, dass es falsch ist."

Hier in Kitzbühel wollte er erfahren, ob sein Körper vielleicht noch etwas wisse von den Geschehnissen. "Aber ich fühle mich gut, habe positive Gefühle, bin sehr erleichtert. Es ist ja auch ein großes Glück, dass ich wieder da bin. Ich bin stolz und zufrieden."

Zeit beim Comeback

Albrecht arbeitet hart an seinem Comeback, das er sich bereits fünf Wochen nach dem Unfall als Ziel gesetzt hatte. Starts in Sölden und dann in Beaver Creek verwarf er aber. "Ich könnte wahrscheinlich jetzt schon normale Ergebnisse bringen. Aber ich habe gesehen, dass viele, die nach Verletzungen zu früh zurück gekommen sind, sich gleich wieder verletzt haben." Im Skisport gibt es kein Beispiel dafür, dass einer nach einer derart schweren Verletzung wieder zurückgekommen ist.

"Ich kann und werde es schaffen" , sagt er frohgemut. "Ob in einer Woche, in einem Jahr oder vielleicht erst in zwei Jahren ist völlig egal." Es sei ja schon beim ersten Mal schwer gewesen, und er habe viel Glück dazu gebraucht, meint Albrecht und damit seinen Einstieg in den Weltcup, in dem er es auf vier Siege brachte. Zudem wurde er 2007 Weltmeister in der Superkombi und nahm sich Silber im Riesenslalom. "Und jetzt ist es noch schwieriger zu erreichen, und ich brauche noch mehr Glück." Für diese Saison schließt er das Comeback aus. Das Gefühl für Ski und Schnee sei geblieben. "Aber Koordination und Reaktionsvermögen sind noch nicht gut genug, wenn es eisig und schwierig wird."

Gestern, beim Abschlusstraining für die Abfahrt am Samstag, zeigte Bode Miller der Streif den Chef, fixierte Bestzeit vor Didier Cuche, Mario Scheiber wurde vor Michael Walchhofer Fünfter. Als Ouvertüre für die Abfahrt, in der die Österreicher wieder einmal dem ersten Saisonsieg nachjagen, wird heute der Super-G gegeben. Und dessen Chef a. D., der fünffacher Sieger Hermann Maier, der auch einmal die Abfahrt auf der Streif gewann, schaut zu. (Benno Zelsacher, DER STANDARD Printausgabe 22.01.2010)