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George Mitchell bei Premier Netanjahu

Foto: AP/Stern

Von den Gesprächen, die George Mitchell gestern in Jerusalem mit israelischen Spitzenpolitikern führte, waren die Medien gut abgeschirmt. Das wurde nicht als Vorzeichen eines Durchbruchs gewertet, sondern als Bestätigung dafür, dass der US-Nahost-Emissär sich ein Jahr nach seiner Ernennung noch immer mit dem Eröffnungsproblem herumschlägt.

Israels Premier Benjamin Netanjahu wirft Palästinenserpräsident Mahmud Abbas, der für Verhandlungen an der - ursprünglich amerikanischen - Forderung nach einem totalen Siedlungsstopp festhält, vor, er würde "Vorbedingungen anhäufen" : "Die Palästinenser sind auf einen Baum geklettert, man bringt ihnen Leitern, aber je höher die Leiter ist, desto höher klettern sie" , sagte Netanjahu vor Auslandsjournalisten.

Netanjahu warf aber einen neuen Streitpunkt in die Debatte, als er eine Art Pufferzone zwischen dem Westjordanland und Jordanien zu verlangen schien. Eine "israelische Präsenz auf der Ostseite eines künftigen palästinensischen Staates" sei nötig, "um das Einsickern von Raketen und anderen Waffen zu verhindern." Die Palästinenser reagierten empört, das Jordantal gehöre zu Palästina.

Zuletzt wurde über kreative Umwege spekuliert, auf denen man doch zum Verhandlungstisch finden könnte. Einer Version nach soll Abbas vorgeschlagen haben, dass die Amerikaner im Namen der Palästinenser verhandeln. Eine andere Idee lautet, die USA könnten Netanjahu vielleicht doch einen totalen Siedlungsstopp abringen, der nur ganz kurze Zeit gelten müsste - gerade so lang, dass Verhandlungen angeworfen werden können. (Ben Segenreich aus Tel Aviv/DER STANDARD, Printausgabe, 22.1.2010)