Wien - Eine kleinbürgerlich-adrette Wohnung und ein verstaubtes Atelier, unordentlich und zugleich verrucht: Nichts charakterisiert die Gegensätze, die in Arnold Weskers am Mittwoch uraufgeführtem Stück "Groupie" aufeinandertreffen, besser als das Bühnenbild. Auf der einen Seite die liebenswert-naive Matty Beancourt (Johanna Mertinz), auf der anderen der miesepetrige, mitunter sehr ruppige Künstler Mark Gorman (Florentin Groll).

Verbunden sind die beiden nur durch die gemeinsame Herkunft und die Memoiren des Malers, die eine unwiderstehliche Faszination auf die Hausfrau ausüben.

Launische Erwiderungen ihrer Annäherungsversuche und verbale Ausritte können sie nicht erschüttern. Denn dem Klischee gemäß ist Mark ein unverstandener Künstler, der nur ein wenig Zuwendung braucht - die ihm sein "Groupie" gern gewähren würde, wäre er nicht so widerspenstig.

Die im Rahmen der Aufführungsreihe Volkstheater in den Bezirken von Anselm Lipgens inszenierte Produktion bietet solide Unterhaltung ohne Höhen und Tiefen, aber mit guten Schauspielern. Wobei das Stück aufgrund seiner Thematik (etwa: Das Leben ist voller verpasster Gelegenheiten, aber es ist nie für nix zu spät) und des vorgerückten Alters seiner beiden Figuren eher ältere Menschen zur Identifikation einlädt. Autor Wesker, bei der Uraufführung in der VHS Meidling zu Gast, war jedenfalls zufrieden: "Wäre ich Schauspieler, könnte ich es nicht besser machen." (Stefan Mayer / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22.1.2010)