Ist Videoüberwachung, wie sie jetzt FP und VP für die Linzer Öffis verlangen, eine Erfolgsstory? Erfahrungen andernorts könnten darauf schließen lassen. Etwa in den Eingangsbereichen, Aufzügen und Garagen jener 23 Wiener Gemeindebauten, in denen die technischen Augen bereits montiert sind - ganz legal, weil sie von der Datenschutzkommission bewilligt wurden: Laut dem zuständigen Wiener Stadtrat Michael Ludwig (SP) sind die Fälle von Vandalismus und Sachbeschädigung in den überwachten Gebäuden um 52 Prozent zurückgegangen.

Vor allem aber zeitigen die meist auffällig unauffällig montierten Kameras psychologische Wirkung: Die Menschen fühlen sich sicherer, an Orten, die sie sonst mit dem Gefühl der Unsicherheit verbinden: in Bahnhöfen, auf (Wiener) U-Bahn-Perrons, in U-Bahn-Zügen, wo es Videoüberwachung schon gibt. Wo das noch nicht der Fall ist, verspricht die Forderung, sie einzuführen, Wählerzuspruch; angstreduzierende Maßnahmen machen populär.

Doch bei alldem bleibt ein Restrisiko, nämlich dass die teilweise positive Wirkung von Überwachungstechnologie die Zahl der Schulterzucker erhöht: jener Zeitgenossen, die, wenn sie Zeugen von Übergriffen werden - nichts tun. Weil sie sich darauf verlassen, dass es jemand anderer macht, jemand Befugter und Offizieller vom anderen Ende der Videoschnur. Vertrauen in Sicherheitstechnik kann Zivilcourage ins Eck drängen. Das ist ein Problem. (Irene Brickner, DER STANDARD - Printausgabe, 22. Jänner 2010)