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Historisch: Erster EM-Punkt für Österreich

Foto: AP/Joensson

Linz - "Ich wollte eigentlich zum Roland Weber passen. Dann hab ich gesehen, der isländische Goalie kommt raus, und mir gedacht, probierst du's direkt. Es war nicht der lockerste Wurf, aber drinnen war er." Also sprach Markus Wagesreiter, der in letzter Sekunde getroffen hatte. Das Tor war leer, Hreidar Gudmundsson hatte es tatsächlich verlassen - warum er das tat, wird niemals zu ergründen und sehr bald auch schon relativ nebensächlich sein.

Die Österreicher, die veranstalten mussten, um an der EM teilnehmen zu dürfen, krönten am Donnerstag vor 6000 Zusehern in Linz eine unglaubliche Aufholjagd. Die Isländer, so könnte man es auch sehen, gaben binnen zwei Minuten eine Dreitoreführung (37:34) aus der Hand. Zuvor war das Match hin und auch hergewogt, nach einem starken Beginn (13:10) machte sich Österreich selbst das Leben schwer. Teamchef Dagur Sigurdsson brachte in Unterzahl einen zusätzlichen Feldspieler für den Goalie, das hatte zu EM-Beginn die Dänen verblüfft, Sigurdssons Landsleute kamen damit sehr wohl zurecht und zu leichten Toren. 20:17 für Island hieß es zur Pause. "Wer zwanzig Tore in einer Hälfte kriegt" , sagte Sigurdsson später, "der kann nicht führen."

Viktor Szilágyi, der Kapitän, übernahm nach Seitenwechsel Verantwortung. Auch die Flügel, Konrad Wilczynski und Roland Weber, kamen besser ins Spiel. Wilczynski, Siebenmeter-Schütze vom Dienst, gegen Dänemark aber leer ausgegangen, hatte den ersten Strafwurf erst im Nachwurf zum 1:0 verwertet, am Ende standen er und Szilágyi mit je neun Goals als beste Werfer da. Wagesreiter? Er schoss ein einziges Tor, das letzte, das wichtigste.

Schon vor dem zweiten Spiel des Abends, Serbien gegen Dänemark (23:28), war klar, dass Österreich seine Chancen gewahrte hatte. Am Samstag (18, ORF 1) kommt's zum, nun ja, "Finale" gegen die Serben. Mit einem Sieg oder Unentschieden wäre der Aufstieg in die Hauptrunde gebong. Das trauen sich die Hausherren zu. "Der erste Punkt ist nur der Anfang" , sagte Weber, "am Samstag legen wir nach."

Insgesamt fiel auf, dass Sigurdssons Männer nicht nur von dem einen Punkt sprachen, vom gewonnenen, vom ersten in der Handball-Geschichte Österreichs. Sondern auch vom anderen, vom verlorenen Punkt. "Wir hätten die Partie gewinnen können" , sagte Goalie Nikola Marinovic. "Wir waren das dominierende Team." Marinovic selbst hatte Österreich mit einigen Glanzparaden im Spiel gehalten, den letzten Ball wehrte er Sekunden vor dem Ende ab. Und dann kam Wagesreiter. (Fritz Neumann, DER STANDARD Printausgabe, 22.1.2009)

Gruppe B, in Linz:

Österreich - Island 37:37 (17:20)

Linz, 5.500 Zuschauer (ausverkauft), SR Dinu/Din (ROM)

Tore: Wilczynski 9, Szilagyi 9, Schlinger 7, Fölser 5, Friede 4, Weber 2, Wagesreiter 1 bzw. Atlason 8, Stefansson 7, Gunnarsson 6, Petersson 6, Gudjonsson 6, G. Sigurdsson 4