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Oskar Lafontaine wird am Samstag wohl das Rätselraten um seine politische Zukunft beenden.

Foto: dpa/Achim Scheidemann

Berlin - Der Chef der deutschen Partei "Die Linke", Oskar Lafontaine, wird voraussichtlich am Wochenende das wochenlange Rätselraten um seine politische Zukunft beenden. Lafontaine will am Samstag an einer Sitzung des Parteivorstandes in Berlin teilnehmen, wie ein Sprecher der Bundestagsfraktion am Freitag sagte. Es werde erwartet, dass er sich dabei zu seinen eigenen Vorstellungen äußern werde.

Lafontaine hatte nach seiner Krebsoperation im November seine politische Zukunft offen gelassen. Unklar ist vor allem, ob er im Mai erneut für das Amt des Parteichefs kandidieren wird. Spekuliert wird auch darüber, dass sich Lafontaine künftig stärker auf die Politik in seiner saarländischen Heimat konzentrieren könnte. Seit der Landtagswahl im vergangenen Jahr steht der frühere SPD-Chef und SPD-Kanzlerkandidat an der Spitze der Linksfraktion im Saarbrücker Landtag.

Spekulationen über Abgabe des Bundestagsmandates

Der Linken-Sprecher wollte sich zu den Plänen Lafontaines nicht äußern. Dies sei alles "reine Spekulation". Es wird erwartet, dass der Parteichef am Samstagmittag seine Zukunftspläne auch der Öffentlichkeit präsentieren wird.

Zuvor meldete die Nachrichtenagentur DAPD, dass Lafontaine offenbar sein Bundestagsmandat aufgeben, den Fraktionsvorsitz im saarländischen Landtag aber behalten wolle. Über diese Entscheidung werde Lafontaine am Samstag den Bundesvorstand in Berlin informieren, erfuhr die DAPD am Donnerstagabend aus zuverlässiger Quelle. Ob er auf dem Bundesparteitag im Mai erneut für den Vorsitz der Linken kandidieren werde, wolle er sich dagegen jedoch vorläufig offenhalten.

Der 66-jährige Politiker wollte seine weitere politische Zukunft von dem Genesungsprozess und den ärztlichen Prognosen nach der Krebsoperation im November abhängig machen. Am Dienstag trat er dann bei einem Neujahrsempfang der Bundestagsfraktion der Linken in Saarbrücken erstmals wieder bei einer politischen Veranstaltung auf.

Bartsch mit 51 von 66 Stimmen zum Fraktionsvize gewählt

Am Donnerstag wählte die Bundestagsfraktion der Linken zudem Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch zum neuen stellvertretenden Fraktionschef. 79,6 Prozent der anwesenden 66 Bundestagsabgeordneten votierten am Abend für Bartsch als einen von insgesamt sieben Stellvertretern von Fraktionschef Gregor Gysi. Sowohl Bartsch als auch Gysi zeigten sich über das Ergebnis ausdrücklich zufrieden.

Anfang der vergangenen Woche hatte Gysi Bartsch Illoyalität gegenüber Parteichef Lafontaine vorgeworfen und ihm indirekt den Rückzug von dem Posten als Bundesgeschäftsführer nahegelegt. Bis zum Rostocker Parteitag im Mai wird Bartsch jedoch das Amt weiter ausüben. Das Amt des stellvertretenden Fraktionschefs war Bartsch schon vor Tagen von Fraktionschef Gysi angetragen worden - als eine Art Entschädigung dafür, dass er den Posten des Bundesgeschäftsführers aufgeben musste.

Bartsch hatte nach seinem angekündigten Rückzug erklärt, er werde sich für keinen anderen Posten in seiner Partei bewerben. "In Rostock kandidiere ich nicht als Bundesgeschäftsführer, und ich werde auch für kein anderes Amt kandidieren", sagte er. In Rostock findet im Mai der Bundesparteitag der Linken statt.

Gysi sagte am Donnerstag, die Differenzen zwischen Bartsch und ihm seien offenkundig gewesen. Er habe Bartsch aber immer gesagt, dass dieser sehr wichtig für die Partei sei und bleibe und er auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen werde. Bartsch betonte, die Entscheidung, als stellvertretender Fraktionschef zu kandidieren, sei ihm nicht leicht gefallen. Er sei froh, dass er mit einem solchen Ergebnis gewählt worden sei. In der vergangenen Woche habe er keine leichten Stunden erlebt. (APA/AFP/apn/red)