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"Narcocorrido"-Legende Los Tigres del Norte bei den Grammy Awards 2008

Foto: AP/Matt Sayles

Mexiko-Stadt – Im Kampf gegen die ausufernde Drogenkriminalität will die mexikanische Regierung neue Wege beschreiten. So soll künftig die Verherrlichung von Schmugglerbanden in Liedern oder Filmen unter Strafe gestellt werden. Einen entsprechenden Gesetzentwurf legte die regierende Nationale Aktionspartei (PAN) von Präsident Felipe Calderón dem Parlament vor. Die Gesellschaft betrachte die als "Narcocorridos" bekannten Drogenballaden als nett und harmlos, "aber sie sind genau das Gegenteil", sagte der Abgeordnete Oscar Martin Arce am Donnerstag der Nachrichtenagentur AP.

In diesen Balladen werden oftmals Drogenhandel und Gewalt besungen und glorifiziert sowie die US-Grenzpolizei verhöhnt. Mexikanische Radiostationen haben die Lieder unter anderem auf Wunsch der US-Botschaft aus dem Programm genommen, trotzdem erfreuen sich die oft als Raubkopien vertriebenen "Narcocorridos" großer Beliebtheit.

Der Vorstoß seiner Partei richte sich auch gegen billige Filme, in denen Drogenbosse verherrlicht werden, sagte der PAN-Abgeordnete. Solche Dinge dürften nicht als Normalität hingenommen werden. Martin verwahrte sich gegen Vorwürfe, die Regierung wolle die Meinungsfreiheit beschneiden. Es gehe darum, Anstiftung zur Gewalt zu stoppen.

Arce nannte als Beispiel den 24-jährigen Mörder Victor Javier Serrano, bekannt als "El G1", der bei seiner Festnahme angab, er habe sich zu einer Verbrecherkarriere entschlossen, weil ihm "die Corridos immer schon gefallen" hätten und er davon geträumt habe, dass ein solches Lied über ihn geschrieben werde. Serrano war bei seiner Festnahme mit einem 12,7-Millimeter-Maschinengewehr des US-Herstellers Barret bewaffnet und gab an, er habe damit Polizeihubschrauber abschießen wollen. Mittlerweile hat die Gruppe "Los Incomparables de Tijuana" ein Lied über ihn veröffentlicht.

Der Gesetzentwurf sieht für die Aufführung oder Produktion solcher Lieder und Filme Haftstrafen bis zu drei Jahren vor. Wann das Parlament darüber abstimmt, steht noch nicht fest. Präsident Calderón hat nach seinem Amtsantritt im Jahr 2006 eine Offensive gegen den Rauschgifthandel gestartet. Dafür wurden mehr als 45.000 Soldaten abgestellt. Seit Beginn der Offensive haben mehr als 14.000 Menschen im Zusammenhang mit dem organisierten Verbrechen ihr Leben verloren. (bed/APA/apn)