Reichtum ist eine Frage des Blickwinkels. Oldtimer sind eine Frage des Vermögens - und eine der Begeisterung. Peter Urbanek ist einer der profiliertesten Oldtimer-Kenner des Landes, er ist ein Begeisterter, ein Veranstalter, selbst ein fixer Bestandteil der Szene. Was Oldtimer betrifft, ist Peter Urbanek Täter. Ein geständiger Täter, das mag man ihm als Sozialhelfer nachsehen.
Er fährt: Renault Mégane Grandtour. In der Hinterhand: nichts. In den Garagen: nichts. An der Steuer vorbeigeschwindelt: nichts. Mégane Grandtour - und ein großes Herz für altes Blech.
Wer in Österreich mit Oldtimern zu tun hat, wird an Peter Urbanek nicht vorbeikommen. Oldtimer sind sein Leben. Zumindest ein gewichtiger Teil seines Lebens. Und dennoch steht dieser Mann dazu: "Ich kann es mir nicht leisten."
Einen Oldtimer könnte er sich schon leisten. Sagen wir: einen Käfer. Aber er könnte nichts daran machen. Zwei linke Hände. Ausgeliefert einer Werkstätte. Kann man einer Werkstätte trauen?
Peter Urbanek hat Familie. Zwei reizende Töchter, eine davon seit kurzem Mutter. Also ist er Opa. ("Oldtimer", nur halblustig.)
Urbanek hat die Priorität immer gesetzt: seine Familie. Natürlich wäre Oldtimer-mäßig was übriggeblieben, aber im Grunde genommen ist er die guten Autos ja immer gefahren. Als sie da waren. Nur aufgehoben hat er sie nicht. Im Nachhinein hat der, der auf die vertane Chance hinweist, leicht reden. Peter Urbanek weiß wenigstens, was ihm wirklich taugen würde und wofür er das Geld nicht hat: einen Porsche Carrera 2,7, Baujahr 73, auch 74. Oder, besser, ein Lotus Cortina. Wenigstens weiß Urbanek, wovon er schwärmt. Und mitreden kann er sowieso. Notwendig hat er es nicht.
Peter Urbanek ist wahrscheinlich der umtriebigste Veranstalter in der heimischen Oldtimer-Szene. Sein Club, die Freunde des Automobils (was viel Spielraum offenlässt, es im Grunde genommen aber genau beschreibt) ist ihm Heimat seiner Geschäftigkeit.
Ob beschauliche Ausfahrten im kleinen Rahmen oder Zehntausende bei Rennen am Asperner Flugfeld: Peter Urbanek will, dass es Spaß macht. Es ist ein hoher Anspruch, aber irgendwo steckt das im Hinterkopf: Sagen wir einmal, auch ein Jochen Rindt, der Herr habe ihn selig, sollte sich hier wohlgefühlt haben können.
Natürlich läuft es in der Szene heute ganz anders, sehr auf Hobby, manches gespreizt, vieles reich, altes Vermögen oder neureich, manches langweilig, vieles elitär. Urbanek mag diese Gesellschaft dennoch. "Angenehme Leute", sagt er. Dass andere drei tolle Porsches, vielleicht auch einen Lotus oder Ferrari und sonst noch was in der Garage stehen haben - ihm taugt's. Neid empfindet er keinen. Er hat seine Familie, die Frau, die Töchter, das Enkerl, da sollen die anderen einmal schauen, wo sie so stolz sein können.
Heuer wieder wird Urbanek organisieren: die Höhenstraßen Classic, die Nacht von Döbling, das Festival Mörbisch, den großen Preis von Wien, die Toyota Frey Classic, dazu natürlich die Oldtimer-Akademie, die Oldtimer-Börse und wer sonst noch was braucht oder Bedürfnisse hat.
Dabei wird heuer der Gürtel enger geschnallt. Die Leute sparen. Auch die wohlhabenden, auch die reichen Leute. Es wird weniger Veranstaltungen geben, große wie kleine Events mit Tradition finden heuer nicht mehr statt - keine Sponsoren, zu wenige Interessenten auf der Teilnehmerseite.
Für den Kenner heißt das: kleiner, aber feiner. Wer überlegt, sich ein Auto zuzulegen: Heuer wäre es gut, manches gibt es günstiger.
Wenn Urbanek gefragt wird, was ihm so richtig taugt, dann nennt er nicht seine eigenen Veranstaltungen, dazu ist er zu sehr Sir. Er hat keine Hemmungen, die Konkurrenz hochleben zu lassen: die Ennstal Classic etwa. Ein Schickimicki-Auflauf, wo nur noch Promi-Namen hinausgeblasen werden. Aber unglaublich professionell - und die tollsten Autos. Urbanek nennt auch noch die Kitzbüheler Alpenrallye, obwohl die schon fest in deutscher Hand ist. Aber immerhin Kitzbühel. Und das Gaisbergrennen: "Da sieht man wirklich ungewöhnliche Autos", sagt Urbanek. Und darum wird er heuer da und dort und dort auch sein. (Michael Völker/DER STANDARD/Automobil/22.1.2010)