Michael Krammer, Chef von Orange Österreich

Foto: Orange

Anfang Jänner hat Google für einiges Aufsehen in der Mobilfunkbranche gesorgt: Mit dem Nexus One will man erstmals ein Smartphone exklusiv über den eigenen Webshop verkaufen - und somit eine Alternative zu herkömmlichen Vertriebswegen schaffen. Zunächst einmal nur in den USA gestartet, signalisierten auch die heimischen Provider rasch Interesse an einer Beteiligung an diesem Programm, mit einer deutlichen Ausnahme: Orange kommunizierte schnell Ablehnung für diesen Plan - und zwar aus prinzipiellen Überlegungen.

Kritik

Im Gespräch mit dem WebStandard hat Orange-Österreich-Chef Michael Krammer seine Kritik nun weiter präzisiert, dabei äußert vor allem schwere Bedenken gegenüber dem Ablauf des Vertriebs des "Nexus One". So müsse der Provider die SIM-Karte vorab an Google schicken, von wo aus diese dann gemeinsam mit dem Gerät an die KundInnen geliefert wird. "Bei einem Unternehmen, dessen Geschäftsmodell darauf beruht, die Daten der Kunden zu verkaufen, macht mich so etwas einfach skeptisch", so Krammer, man wisse schließlich nicht, was im Hintergrund so alles passiere.

Verantwortung

Auch wenn er Google damit ausdrücklich nicht unterstellen wolle, in diesem Prozess weitere Überwachungsfunktionen einzurichten, so wolle er doch dieses Risiko nicht eingehen, immerhin stehe man in Verantwortung gegenüber den eigenen KundInnen. "Ich hätte einfach kein gutes Gefühl, wenn wir Google SIM-Karten schicken", fasst der Orange-Chef seine Bedenken zusammen.

Vergleiche

Auf die Frage, wo aus einer Privacy-Perspektive der Unterschied zu dem bei Orange im Angebot befindlichen Samsung Galaxy Spica sei, bei dem ja auch Android - samt den diversen Google-Anwendungen - zum Einsatz kommt, verweist Krammer auf die eigene Endkontrolle: "Wir haben ein etabliertes Geschäftsmodell, bei dem wir gemeinsam mit langjährigen Partnern die Software zusammenstellen und über unsere Kanäle ausliefern." Dieser Weg habe zusätzlich den Vorteil, dass man einen vernünftigen Support sicherstellen könne, wie Krammer auf das entsprechende "Chaos" beim Nexus One verweist.

Vielfalt

Dem immer wieder geäußerten Verdacht, dass sich Orange mit der Ablehnung des Nexus One nur den internen Wettbewerb zum iPhone sparen will, widerspricht Krammer vehement. Man setze in dieser Frage auf Vielfalt, entsprechend werde man auch in Zukunft weitere Android-Geräte in das eigene Portfolio aufnehmen, auch wenn diese im Vergleich zum iPhone derzeit nur einen Bruchteil des Umsatzes lukrieren würden. Allerdings sieht man hier noch einiges Potential, Android sei ein "System der Zukunft".

Nichts besonderes

Der Verzicht auf das Nexus One sei auch deswegen kein großer Verlust, da das Smartphone nichts großartig Exklusives biete, schon bald werde es zahlreiche andere Android-Geräte mit ähnlicher Hardwareausstattung und der selben Softwarebasis geben, zeigt sich Krammer überzeugt. Bei der Apple-Konkurrenz sei dies eben anders, hier gebe es nur das eine iPhone mit einer einzigartigen Kombination aus Hard- und Software. (apo, derStandard.at, 22.01.2010)