Wien - Die Wien Energie konnte im Geschäftsjahr 2008/09 Umsatz und Gewinn steigern. Die Strom- und Gaspreise bleiben vorerst stabil. Die Krise hat den Wiener Landesversorger aufgrund des geringen Industrieanteils vergleichsweise weniger stark getroffen. In den kommenden fünf Jahren sind Investitionen von 2 Mrd. Euro geplant, sagte Geschäftsführer Robert Grüneis Donnerstagabend vor Journalisten. Die Stromerzeugung ist durch den Kraftwerks-Ausbau in Simmering deutlich gestiegen.

Der Umsatz stieg im abgelaufenen Geschäftsjahr 2008/09 (per 30. September) um 10,2 Prozent auf 2,49 Mrd. Euro, das Betriebsergebnis (Ebit) um 31,9 Prozent auf 73,5 Mio. Euro. Das Finanzergebnis verringerte sich vor allem wegen der niedrigeren Zinsen um rund 40 Prozent auf 14,0 Mio. Euro. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) stieg um 10,7 Prozent auf 87,6 Mio. Euro. Der Jahresüberschuss legte um ebenfalls 10,7 Prozent auf 86,3 Mio. Euro zu. Die Ebit-Marge wurde von 7,9 auf 8,3 Prozent verbessert. Der operative Cash-Flow erhöhte sich um 44 Prozent auf 289 Mio. Euro.

Preiserhöhungen oder Preissenkungen bei Strom und Gas für 2010 seien aus derzeitiger Sicht für Privatkunden nicht geplant, sagte Grüneis. Die Gaspreise wurden nach der letzten Anhebung im November 2008 dann im Vorjahr zwei Mal gesenkt und liegen nun nur mehr leicht über dem Niveau von vor rund zwei Jahren. Man versuche die Schwankungen bei den Einkaufspreisen zu glätten. Der Wettbewerb sei intensiv. Die Wechselraten beim Strom seien gegen Jahresende leicht gestiegen, der Hauptteil der Kunden habe zum Verbund gewechselt. Insgesamt hätten seit Liberalisierungsbeginn im Jahr 2001 rund 5 Prozent der Privatkunden der Wien Energie den Stromlieferanten gewechselt. Bei Gas seien die Wechselraten niedriger. Größere Kunden ab einer jährlichen Abnahmemenge von 30.000 kWh können künftig auch zwischen einem Garantieprodukt und einem flexiblen Tarif wählen. Vorstellbar ist dies in weiterer Zukunft auch für Haushaltskunden. Die Wien Energie hat beim Strom mehr als 1 Million Privat- und rund 80.000 Gewerbekunden. Mehr als 600.000 Kunden beziehen Gas und knapp 300.000 Kunden Fernwärme.

Krise ohne starke Auswirkungen

Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat sich bei der Wien Energie im Vergleich zu anderen Energieversorgern weniger stark ausgewirkt. Grund dafür ist die Kundenstruktur, mit sehr vielen Privat-, Gewerbe- und Dienstleistungskunden und weniger Energiekunden. Bei den Großkunden seien zwar Auswirkungen spürbar gewesen, die EnergieAllianzAustria (EAA), zu der neben der Wien Energie auch noch EVN und BEWAG gehören, habe sich mit einem Umsatzminus durch die Wirtschaftskrise von 3 Prozent aber tapfer geschlagen. Österreichweit seien es Rückgänge von 10 bis 15 Prozent gewesen.

Der Stromabsatz an Endkunden sank im Geschäftsjahr 2008/09 leicht um 0,9 Prozent auf 8.649 GWh. Beim Gas betrug der Rückgang vor allem aufgrund des milden Winters 5,4 Prozent auf 8.160 GWh. Der Fernwärme-Absatz sank um 0,7 Prozent auf 5.130 GWh. Bei den Stromerlösen konnte die Wien Energie ein Plus von 13,6 Prozent auf 1,6 Mrd. Euro verzeichnen, Hauptgrund war die Inbetriebnahme des Kraftwerks-Ausbaus in Simmering. Die Stromerzeugung legte um 16,1 Prozent auf 6.180 GWh zu. Die Erlöse aus dem Stromerzeugung, die auch an Dritte verkauft wird, werden weiter steigen. Rund 70 Prozent des in Wien benötigten Stroms werden in den thermischen Kraft-Wärme-Kopplungskraftwerken in Simmering, Leopoldau und Donaustadt erzeugt. Die bei der Stromerzeugung anfallende Abwärme wird für die Fernwärme genutzt. Der Umsatz im Bereich Gas stieg um 8,8 Prozent auf 387 Mio. Euro, der Wärmeabsatz lag stabil bei 455 Mio. Euro (+0,3 Prozent).

Die Wachstumsraten setzten sich auch im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2009/10 fort. Der Winter ist etwas kälter, die Zahl der Heiztage war von Oktober bis Dezember 2009 um 6,5 Prozent höher als im Jahr davor. Der Absatz von Gas stieg um 5 Prozent, bei Fernwärme waren es plus 10 Prozent und bei Strom plus 1,7 Prozent. Die Stromerzeugung war im ersten Quartal um 31 Prozent höher. Grüneis rechnet künftig mit einem weiter steigenden Stromverbrauch, Einspar- und Effizienzmaßnahmen würden zwar greifen, die Zahl der Geräte - vom Flatscreen bis zur Espressomaschine - aber steigen. Bei der Fernwärme soll der Anteil von derzeit 36 Prozent bis 2020 auf 50 Prozent steigen.

Investitionen

Die Wien Energie will in den nächsten fünf Jahren auch angesichts der prognostizierten Einwohnerzuwächse rund 2 Mrd. Euro investieren. Davon entfällt gut 1 Mrd. Euro auf Strom, sowohl in den Ausbau der Netze als auch in die Erzeugung. Rund 210 Mio. Euro werden in den Gasbereich investiert. 675 Mio. Euro sind für die Fernwärme vorgesehen, darunter eine große Donauleitung und die energiewirtschaftliche Optimierung der Müllverbrennungsanlage Spittelau und der Ausbau der Fernkälte. 2008/09 wurden 368 Mio. Euro (-6,5 Prozent) investiert. Im neuen Modell zu den Strom-Netztarifen berücksichtige die Energieregulierungsbehörde E-Control Investitionen zwar, aber nur für die nächsten zwei Jahre, kritisiert Grüneis. In der E-Wirtschaft gebe es aber mehrjährige Planungsphasen.

Die Zahl der Mitarbeiter bei der Wien Energie lag 2008/09 bei 5.402 Beschäftigten, das waren um 0,7 Prozent weniger als im vorangegangenen Geschäftsjahr. Rund 50 Prozent sind der Mitarbeiter der im Jahr 1999 ausgegliederten Wien Energie sind Beamte.

Das langfristige Fremdkapital wird in der Bilanz mit 2,8 Mrd. Euro ausgewiesen, davon sind rund 2 Mrd. Euro für Pensionsrückstellungen gedacht. Wertberichtigungen für Fonds wegen der Finanzkrise sind für das Geschäftsjahr 2008/09 nicht mehr erfolgt, diese sei bereits zur Gänze 2007/08 geschehen. Zudem habe sich die Erholung der Märkte positiv ausgewirkt. Die Performance der Fonds seit ihrer Gründung im Jahr 1999 sei bei plus 4,4 Prozent pro Jahr gelegen, so Grüneis. Die Vorgabe an die Fondsmanager seien stabile und nachhaltige Investments. (APA)