Die Eingangshalle bei "Francesca de la bonnemaison".

Foto: Nina Hechenberger

Auslage einer der zahlreichen Frauenbuchläden in Barcelona.

Foto: Nina Hechenberger

Die feministische Bildungseinrichtung "frauenhetz" hat im letzten Jahr den Kontakt mit europäischen Frauenprojekten ausgeweitet und möchte die daraus entstandenen Reiseerfahrungen mit anderen Frauen teilen. Als Reisetipps können Sie die Berichte im Wochenrhythmus nun auch auf die dieStandard.at lesen: Der erste Bericht führt in das "feministische Mekka" Barcelona. Dort unterwegs war Nina Hechenberger.

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Barcelona - oder auch Barca, wie die SpanierInnen diese wundervolle Stadt im Nord-Osten Spaniens nennen, überzeugt nicht nur durch ein unglaubliches Flair. Abseits von "Las Ramblas", der wohl berühmtesten Promenade der Stadt, den vielen berühmten Bauten Gaudis und weg von den unzähligen Einkaufsstrassen und den palmengesäumten Alleen am Meer, eröffnet sich ein feministisches Mekka.

Zahlreiche feministische Vereine, unterstützt nicht zuletzt vom Staat und kommunalen Einrichtungen, bieten einen gänzlich anderen Zugang zu dieser Metropole, in der das Leben, so scheint es, nie still steht. Angefangen bei dem autonomen Frauenort "Ca la Dona" wird frau über die verschiedenen, dort ansässigen Vereine gerne und ausgiebig informiert. 23 verschiedene feministische Organisationen finden im "Ca la Dona", das einerseits als Bürogemeinschaft und andererseits als Veranstaltungsort fungiert, Unterschlupf. Die Bandbreite des Angebotes der verschiedenen hier ansässigen Vereine reicht von lesbischen Juristinnen und feministischen Schauspielerinnen, Migrantinnenorganisationen über diverse (psychologische) Beratungsangebote hin zu regelmäßig stattfindenden Tauschbörsen. 

Faszinierendes Archiv zu Spaniens Frauengeschichte

Weiters finden hier Treffen zu politischen Kampagnen - aktuell etwa gegen das Abtreibungsverbot - sowie rege europaweite Netzwerktätigkeiten statt. Ca la Dona beherbergt aber auch eine faszinierende Bibliothek mit angeschlossenem Archiv über die lesbisch/feministische Geschichte Spaniens, welche auf alle Fälle einen Besuch wert sind. Dass hier auch gratis Kinderbetreuung angeboten wird und eine kleine Bar zur Verfügung steht, versteht sich fast von selbst.

Einen feministischen Ort der anderen Art stellt das "Centre de Cultura de Dones Francesca Bonnemaison" dar. In Mitten der Altstadt Barcelonas gelegen bietet dieses feministische Kulturzentrum unvorstellbare Möglichkeiten. Neben einer öffentlichen Bibliothek, die beiden Geschlechtern zugänglich ist, eröffnen sich in zwei women-only Stockwerken ungeahnte feministische Welten. Hier werden Videoschnittplätze, eine komplette Radiostation, zwei Computerräume für diverse gratis Schulungen, ein riesiger Veranstaltungsraum, der zeitweilig für Vernissagen dient sowie unzählige kleinere Räume für feministische Gruppen zur Verfügung gestellt. Das hauseigene Audimax in dem wunderschön renovierten Gebäude bietet Platz für Diskussionsveranstaltungen sowie feministische, universitäre Vorlesungen. Ein unglaubliches Beispiel, wie aus einem besetzten Haus, das sich eigentlich die Stadt Barcelona nach dem Tod von Francesca Bonnemaison aneignen wollte, unter dem Druck und der Einigkeit verschiedener feministischer Vereine ein außerordentliches Frauen-Kulturzentrum entstand.

Dies sind nur zwei Beispiele für Frauenorte in Barcelona. Natürlich bietet diese Stadt aber auch wunderschöne Plätze und Orte, die durchaus einen Besuch wert sind. Diese finden Sie aber in jedem Reiseführer. (Nina Hechenberger, dieStandard.at, 22.1.2010)