Los Angeles - Nach dem vierten und schwersten Regensturm in einer Woche meldete der Süden des US-Sonnenstaats Kalifornien in Teilen Land unter. Justizminister Jerry Brown als Vertreter des verreisten Gouverneurs Arnold Schwarzenegger rief für fünf Landkreise den Notstand aus. Auch über den benachbarten Wüstenstaat Arizona wurde der Notstand verhängt. Mindestens zwei Menschen kamen durch die Unwetter zu Tode. Darunter war ein 21-jähriger, der erschlagen wurde, als ein Baum auf sein Haus stürzte.
Die andauernd starken Regenfälle und Windböen haben die Gefahr von Erdrutschen und Schlammlawinen weiter erhöht. Das Staatliche Wetteramt (NWS) warnte am Donnerstag (Ortszeit) sogar vor kleineren Tornados und heftigen Gewittern. Die Bewohner von rund 800 Häusern in den Hügeln rund um Los Angeles erhielten Räumungsbefehle. Es wurde eine Tornado-Warnung für das südliche Kalifornien und Arizona ausgegeben.
Rund ein Viertel der vom Räumungsbefehl betroffenen Bewohner weigerten sich nach Angaben der Feuerwehr, ihre Häuser zu verlassen. "Die Feuerwehr von Los Angeles hält Schlamm- und Trümmerlawinen für wahrscheinlich", sagte Feuerwehrsprecher John Tripp am Donnerstag. Die Fluggesellschaft Southwest Airlines setzte ihre Flüge nach Los Angeles wegen der starken Winde aus. Zwei ihrer Flugzeuge waren am Mittwoch vom Blitz getroffen worden. Ebenfalls am Mittwoch waren rund 3.000 Häuser in Los Angeles wegen der Unwetter ohne Strom. An den Stränden Südkaliforniens entstanden riesige Wellen, zahlreiche Piere mussten geschlossen werden. Auch der Wassertierpark SeaWorld in San Diego musste wegen der heftigen Regenfälle seine Pforten schließen.
In Südkalifornien waren Straßen überflutet, Häuser wurden mit Sandsäcken gesichert oder teilweise geräumt. 30.000 Haushalte und Geschäfte waren ohne elektrisches Licht, weil das der Sturm Strommasten umknickte. Die Fluggesellschaft Southwest Airlines strich wegen schwerer Regenfälle und heftiger Winde einen Großteil ihrer Flüge von vier regionalen Flughäfen. Im Gebirgsausläufer nördlich von Los Angeles, wo nach den schweren Buschbränden im vergangenen Jahr etwa 1.000 Häuser geräumt wurden, befürchteten die Behörden Erdrutsche.
Flutwarnungen
Für niedrig gelegene Gebiete an der Küste wurden am Donnerstag Flutwarnungen erlassen, nachdem bis zu 7,60 Meter hohe Brecher an Land aufgeschlagen waren. Im Landkreis Ventura nördlich der Millionenmetropole Los Angeles hinterließ ein Tornado eine kilometerlange Schneise der Verwüstung. Die Verkehrsader Interstate 5, die Südkalifornien mit den nördlichen Landesteilen verbindet, wurde nach heftigen Schneefällen in den Bergen gesperrt. Über der Wüstenstadt Palm Springs ergoss sich in einer Woche die Hälfte der jährlichen Regenmenge.
Allerdings sorgten die seit fünf Jahren heftigsten Niederschläge auch für einen Silberstreif: Sie können nach Behördenangaben den Wassermangel mildern, unter dem Kalifornien nach drei Jahren Trockenheit ächzt und der zu Rationierungen des wichtigsten Lebensmittels führte.
Eine Ursache der heftigen Auswirkungen der Regenfälle sind die schweren Waldbrände der vergangenen Jahre. Durch die Zerstörung der Vegetation und die Erosion geraten viele Hänge im hügeligen Umland von Los Angeles leicht ins Rutschen. (APA)