Die Spekulationen um einen möglichen Zusammenschluss des börsenotierten Online-Sportwettenanbieter bwin mit der britischen PartyGaming reißen nicht ab. Laut "Format" laufen die Gespräche nun "intensiver denn je". Im Moment würde auf Basis der Aktienpreise bereits über das Tauschverhältnis bei einem Merger gefeilscht. bwin-Aufsichtsratschef Hannes Androsch bestätigte dem Magazin die Verhandlungen. "Es stimmt, dass Gespräche stattfinden, aber wir wissen noch nicht, ob sie zu einem Ende führen."

"Wir führen laufend Gespräche mit interessanten Unternehmen über mögliche Geschäftsabschlüsse"

Ähnlich auch die offizielle Stellungnahme: "Wir führen laufend Gespräche mit interessanten Unternehmen über mögliche Geschäftsabschlüsse", schließlich sei die Branche momentan in einer Konsolidierungsphase, sagte bwin-Sprecherin Katharina Riedl auf APA-Anfrage. Mit PartyGaming liefen zwar Gespräche man sei aber "nicht in fortgeschrittener Verhandlungsphase", hieß es aus dem Unternehmen erneut.

Laut "Format" werden zwei Möglichkeiten, über die schon länger spekuliert wird, durchgespielt: eine Fusion unter Gleichen im Wege eines Aktientauschs oder eine Übernahme von bwin durch PartyGaming, wobei ebenfalls größtenteils mit Aktien bezahlt würde. In letzterem Fall würden die bwin-Vorstände Manfred Bodner und Norbert Teufelberger "sicher aussteigen". Bei einem Merger sei das offen, wobei die Engländer wohl auch dann die Oberhand im gemeinsamen Konzern hätten, schreibt "Format".

Für UniCredit-Analystin Katharina Kastenberger ist es "auf jeden Fall realistisch", dass sich größere Glücksspiel-Unternehmen zusammenschließen. "Der ganzen Industrie steht eine Konsolidierungswelle bevor", sagte die Expertin im Gespräch mit der APA. Auch ein Zusammenschluss von bwin und PartyGaming würde "Sinn machen". Die beiden Unternehmen würden sich gut ergänzen, denn PartyGaming ist im Poker- und Casinobereich stark und bwin bei den Sportwetten, wobei das österreichische Unternehmen "grundsätzlich besser aufgestellt" sei.

bwin sei erstens technologisch etwas fortgeschrittener und zweitens auf jenen Märkten stark, die großes Wachstumpotenzial haben. In Italien beispielsweise habe bwin mit der im Herbst erfolgten Übernahme des Online-Poker und -Gaming-Anbieters Gioco Digitale seine Position maßgeblich gestärkt. In dem südlichen Nachbarland werde der Markt derzeit weiter geöffnet. In Frankreich, wo bwin in der Vergangenheit schon massive Probleme hatte, werde Online-Gaming voraussichtlich noch heuer erlaubt, so Kastenberger. Der erste Gesetzesentwurf werde gerade diskutiert. Das Hauptspielfeld von PartyGaming hingegen ist der stark umkämpfte, weil vollständig liberalisierte, britische Markt.

Fusionsgespräche

Mitte Dezember hatte die britische "Sunday Times" berichtet, bwin und PartyGaming seien seit dem Sommer immer wieder in Fusionsgesprächen. Den Wert des Unternehmens, das durch den Zusammenschluss entstehen würde, bezifferte die Zeitung damals mit einem Wert von zwei Mrd. Pfund (2,30 Mrd. Euro).

Die Übernahmegerüchte machten sich auch an der Börse durch mitunter große Kurssprünge bemerkbar. Mit der bwin-Aktie geht es aber seit gut einem Jahr mehr oder weniger kontinuierlich nach oben. Momentan notiert die das Papier bei rund 47,01 Euro, heute vor einem Jahr waren es 17,57 Euro.

Dass der Aktienkurs bewusst in die Höhe getrieben wurde, um eine bessere Position zu haben, wies Androsch, mit rund neun Prozent größter Einzelaktionär bei bwin, gegenüber "Format" zurück: "Das hat nichts miteinander zu tun. Der Kurs steigt mit Recht, weil das Businessmodell stimmt". (APA)