Vatikanstadt - Die römische Politikwissenschaftlerin Flaminia Giovanelli (61) ist von Papst Benedikt XVI. in den Führungsstab des Päpstlichen Rats für Gerechtigkeit und Frieden berufen worden. Das Presseamt des Heiligen Stuhls teilte laut Kathpress ihre Ernennung zur Untersekretärin des Rates "Iustitia et Pax" mit. Dieses Amt ist mit der Position eines Staatssekretärs in einem Ministerium vergleichbar.

Damit bekleidet sie als zweite Frau und derzeit einzige Laienkatholikin eine Leitungsposition in einer Vatikanbehörde. Giovanelli war bisher Fachreferentin bei "Iustitia et Pax". Sie nimmt hinter dem im Oktober ernannten Präsidenten Kardinal Peter Kodwo Appiah Turkson und dem ebenfalls neuen Sekretär Bischof Mario Toso den dritten Rang in dem Dikasterium ein, das für Entwicklungs- und Menschenrechtsfragen zuständig ist.

Entwicklungspolitische Expertin

Giovanelli, am 24. Mai 1948 in Rom geboren, machte das Abitur an der Ecole Europeenne in Brüssel und studierte Politikwissenschaften in Rom. Anschließend erwarb sie zusätzlich Abschlüsse in Bibliothekswissenschaften an der Vatikanischen Bibliothek und in Religionswissenschaften an der Päpstlichen Universität Gregoriana.

Für den Päpstlichen Rat "Iustitia et Pax" arbeitet Giovanelli seit 1974. Dort profilierte sie sich mit steigender Verantwortung als entwicklungspolitische Expertin. In dieser Eigenschaft verfolgte sie besonders die Tätigkeit internationaler Einrichtungen wie der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), des Europarats und der Europäischen Union sowie des Wirtschafts- und Sozialrats der Vereinten Nationen (ECOSOC).

Neben Giovanelli gibt es derzeit nur eine weitere weibliche Führungskraft im Vatikan. Die Ordensfrau Enrica Rosanna bekleidet ebenfalls den Posten einer Untersekretärin in der Ordenskongregation. Erste Führungsfrau im Vatikan überhaupt war die australische Laienkatholikin Rosemary Goldie, die von 1966 bis 1976 Untersekretärin im Päpstlichen Laienrat war. (APA)