Nicht von Leonardo da Vinci, dennoch schön: "La Belle Ferronnière".

Foto: Sotheby‘s

Ehemals Sammlung Rothschild: "Pluto und Prosperina".

Foto: Sotheby‘s

Warum Mona Lisa keine Augenbrauen hat? Weil es in gewissen Kreisen zu jener Zeit üblich war, diese zu einem wohlgefälligeren Gesamteindruck zu zupfen ist nur eine der Hypothesen. Längst haben Experten nachgewiesen, dass Leonardo da Vinci sehr wohl den behaarten Streifen über die Augenhöhe der Renaissance-Beauty setzte, der aber über die Jahre schlicht verschwand. Vermutlich aufgrund einer späteren chemischen Reaktion der von Leonardo verwendeten Pigmenten.

Mona Lisas geheimnisvolle Mimik ist längst zum Steckenpferd der Wissenschaft avanciert. Jüngst ergänzte ein Pathologe die Chronik bisheriger Theorien, wonach ihr rätselhafter Blick auch einem zu hohen Cholesterinspiegel zu verdanken sei, wie die Fetteinlagerungen in ihrer linken Augenhöhle dokumentieren würden.

Insofern könnte man sich aktuell auch des Body-Mass-Index einer anderen, über Jahrzehnte ebenfalls der Pinselfertigkeit Leonardos zugeordneten Schönheit annehmen, deren Vorliebe für Kandiertes und fürstliche Essgelage in ihrem Antlitz leicht adipöse Spuren hinterließ: La Belle Ferronière, so der Titel des Porträts, dessen Bezeichnung auf den Kopfschmuck zurückgeht, der wiederum nach einer Mätresse des französischen Königs Franz I. (Madame Féron) benannt wurde. Das Ölbild mag für die Fachwelt nur marginal mit den üblichen Qualitätsmaßstäben der Sparte Alter Meister mithalten, trumpft aber mit einer Geschichte auf, die John Brewer jüngst veröffentlichte. ("The American Leonardo" ). Dort zierte La Belle Ferronière das Cover. Am 28.Jänner buhlt sie bei Sotheby's für taxierte 300.000 bis 500.000 Dollar um Verehrer.

Zankapfel

1920 kam das Werk als Hochzeitsgeschenk in den Besitz des amerikanischen Soldaten Harry Hahn und seiner französischen Braut Andrée. Zurück in den USA versuchten die Hahns den vermeintlichen Leonardo für 250.000 Dollar an das Kansas City Art Institute zu verkaufen. Der Deal platzte. Ein Journalist hatte Joseph Duveen, damals einer der wichtigsten Kunsthändler, um ein Statement ersucht. Duveen behauptete jedoch es handle sich um eine Fälschung. Fortan war das Bild unverkäuflich. Hahn verklagte Duveen auf Schadensersatz in der Höhe von 500.000 Dollar. 1929 einigte man sich außergerichtlich, La Belle Ferronière verschwand für Jahrzehnte in einen Safe.

1993 nahm ein anerkannter Leonardo-Experte das Gemälde neuerlich unter die Lupe und kam zu dem Schluss, es handle sich zwar nicht um ein Werk da Vincis, sei aber jedenfalls in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts ausgeführt worden. Die jüngsten Untersuchungen der Pigmente ergaben, dass französisches Material verarbeitet wurde und die Datierung auf eine Entstehung vor 1750 revidiert werden muss.

Zu den wahren kunsthistorischen Highlights der Riege Alter Meister, die vom 27. bis 29. Jänner in New York unter den Hammer kommen gehören andere: Neben Francisco de Zurbaráns Heiliger Dorothea (3-4 Mio Dollar) etwa eines der sehr seltenen monumentalen Meisterwerke von Hendrick Goltzius. Jupiter und Antiope war im März 2009 vom Franz Hals Museum (Haarlem) an die Erben nach Abraham Adelsberger restituiert worden und soll nun zumindest acht, wenn nicht zwölf Millionen Euro einspielen. Die Chancen auf ein solches Ergebnis stehen gut, ist es doch das erste wichtige Gemälde, das seit 25 Jahren überhaupt auf den Markt kommt.

Bereits 1947 hatte Kremsmünster die Elfenbeinskulptur Pluto und Prosperina an Clarice de Rothschild restituiert, die dem barocken Bildhauer Matthias Steinl zugeschrieben für wenigstens 120.000 Dollar den Besitzer wechseln wird. Insgesamt hofft Sotheby's zwischen 58 und 84 Millionen Dollar in die Bücher zu notieren. Bei Christie's beziffert man die Erwartungen etwas bescheidener: In zwei Sitzungen gelangen 320 Positionen zum Aufruf, für die man etwa 48 Millionen Dollar erwartet.

Dazu sollen neben Arbeiten Lucas Cranach des Älteren (siehe "Marktobjekt" ) nicht nur Breughel & Co, sondern auch Protagonisten des 19. Jahrhunderts ihr Scherflein beitragen. Als Top-Lot wird Louis Léopold Boilly's 1812 gemalte Szene eines türkischen Gartencafés lanciert, für das man auf fünf Millionen Dollar hofft. (Olga Kronsteiner, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 23./24.01.2010)