ModeratorIn: Good Morning! derStandard.at begrüßt US-Botschafter William Eacho im Chat zu "ein Jahr Obama". Wir bitten die UserInnen um Fragen.

William Eacho: Good Morning! Guten Morgen!

ModeratorIn: Userfrage per Mail: Obama hat sein Team umgebaut und holt einen Berater zurück. Ist das ein Eingeständnis, dass nicht alles rund läuft? Was soll David Plouffe bringen?

William Eacho: Wie wir wissen wird es im Herbst 2010 die Midterm-Wahlen geben und David Plouffe ist ein guter Politikstratege und er war für die Campaign von Obama zuständig. Und deshalb ist es auch sehr sinnvoll dass man ihn jetzt wieder ins Team zurückholt, um an der Kampagne im Herbst zu arbeiten.

Zitronengras: Hat Obama sich zu viel vorgenommen und zu hohe Erwartungen geschürt?

William Eacho: Er versucht sicherlich sehr viel gleichzeitig zu schaffen, aber deshalb ist er ja auch zum Präsidenten gewählt worden. Er ist aber allerdings auch zuversichtlich, dass er in allen diesen wichtigen Bereichen Fortschritte erzielen kann.

floki123: Although the Democrats lost a senate seat last week, the party still owns an 18 seat majority (which the Republicans last time enjoyed in 1923). Why is it they don’t get the job done? (While Bush, never enjoying such a majority, did pretty much what

William Eacho: The democratic party is very diverse with differences of opinion. As such it is more difficult to achieve consensus about what direction to go. Republicans tend to be less diverse of opinion and easier to organize.

ModeratorIn: Userfrage per Mail: Ist der Afghanistan-Krieg zu gewinnen?

William Eacho: Wenn man sich die Geschichte anschaut, dann sind die meisten Menschen der Ansicht dass die Taliban zu dem Zeitpunkt als der damalige Präsident Bush begann sich auf den Irak zu konzentrieren schon fast besiegt gewesen wären. Also ist es klar, dass der Krieg heute wahrscheinlich längst vorbei wäre, hätten wir uns damals mehr auf Afghanistan konzentriert. Aber was das Wichtigste ist - wir können es uns nicht leisten, diesen Konflikt zu verlieren.

laola2: Sie waren einer der großten Spender im Wahlkampf von Obama. Haben Sie sich Ihren Posten erkauft?

William Eacho: In den Vereinigten Staaten sind politische Wahlspenden limitiert, das heißt was ein Einzelner an Spenden beitragen kann, ist nicht so viel. Dadurch dass ich am Wahlkampf mitgearbeitet habe, hat mich Präsident Obama kennengelernt und beschlossen mich für diese Position zu nominieren.

ModeratorIn: Userfrage per Mail: Parteispenden haben in Österreich einen schlechten Ruf. Wie sehen Sie das? Würden Sie auch für eine österreichische Partei spenden (das BZÖ bzw FPK würden dann nicht auf anonyme Russen zurück greifen müssen)?

William Eacho: Ich kann mich in die österreichische Innenpolitik auf diese Art nicht einbringen.

theMightyDaFa: Die USA treten für einen Türkeibeitritt der EU ein. Wieso? Es scheint als wolle sich die USA auf Kosten der EU Reputation im nahen Osten erkaufen.

William Eacho: Der Prozess sich um die EU-Mitgliedschaft zu bewerben, ist für die Türkei ein sehr positiver gewesen. Die Menschen im Land haben mehr politische Freiheit und unabhängig davon wie diese Angelegenheit ausgeht, ist der Prozess an sich daher ein positiver. Natürlich anerkennen die Vereinigten Staaten, dass dies die Entscheidung bei der EU liegt.

Zitronengras: Als Vertreter der USA in einem EU-Land müssen Sie ja auch unpopuläre Entscheidungen und Einstellungen der USA vertreten und verteidigen. Muss da manchmal die persönliche Meinung zurückstehen?

William Eacho: Ich habe das große Glück Präsident Obama zu repräsentieren, der ein Mensch mit hervorragendem Urteilsvermögen ist, den ich respektiere. Daher ist es für mich eine große Ehre die Vereinigten Staaten in österreich zu repräsentieren.

floki123: David Plouffe, President Obama`s campaign manager wrote in his book, that they very often got contradicting results from field operators reporting back from talks with their designated campaign community in contrast to media polling. Do you think it

William Eacho: Every poll can be influenced by the nature of the questions asked and therefore one always tries to rely on one´s own polling, rather than media polls. Support for Obama is still quite strong. Many of the people in Mass. who voted for Brown still say they support Obama.

ModeratorIn: Userfrage per Mail: Was unterscheidet Obama von Bush?

William Eacho: In der Aussenpolitik arbeitet Präsident Obama als Partner mit multilateralen Organisationen zusammen. Die USA sind dem Human Rights Council der Vereinten Nationen wieder beigetreten, er hat persönlich seine Hand zur muslimischen Welt ausgestreckt, er arbeitet an der nuklearen Abrüstung, die Liste ist endlos... Und es gibt auch große Unterschiede in der US-Innenpolitik.

ayaya: Do you think that General Petraeus will run for the republican nomination in 2012?

William Eacho: I have no idea. He is very well respected.

Mad_Professor: Wofür brauchen die USA die Daten über die europäischen Kontobewegungen (Stichwort SWIFT-Abkommen) bzw. wieviele Terroristen wurden aufgrund solcher Daten bereits rechtskräftigt verurteilt

William Eacho: Das SWIFT-Abkommen hat sich als sehr wirkungsvoll erwiesen bei der Untersuchung und dem Aufspüren von terroristischen Aktivitäten. Dadurch sind wir alle sicherer, auch die Menschen in Europa. Es werden hier nur Daten ausgetauscht, wenn strenge Bedingungen erfüllt werden und sowohl amerikanische als auch europäische Datenschutzgesetze werden befolgt.

ModeratorIn: Userfrage per Mail: In Bush-Zeiten gab es einen starken Antiamerikanismus in Europa. Fühlen Sie einen solchen auch jetzt in Österreich? Finden Sie die Kritik (z.B. zu Haiti) manchmal überzogen?

William Eacho: Ich denke dass die Meinung der Menschen über die Vereinigten Staaten heutzutage viel positiver ist. Und die meisten Menschen sind sich auch dessen bewusst, dass die Vereinigten Staaten für Haiti tun, was in ihrer Macht steht und diese Bemühungen werden auch anerkannt.

Der Schuster: Closing Guantanamo Bay stood at the forefront of the President's electoral campaign. How realistic does that ambition seem in light of the many concerns - judicial and otherwise - he is facing on the subject today?

William Eacho: The president believes in rule of law and that Guantanamo was a blemish on the reputation of the US. As such he remains determined to close Guantanamo and we appreciate the assistance of our friends in Europe on this effort.

Ununpentium: Haben Sie versucht, im Innenministerium für die Aufnahme von Ex-Guantanamo Hälftlingen zu lobbyieren?

William Eacho: Wir hoffen, dass Österreich sich die Bemühungen mancher Nachbarstaaten bei der Aufnahme von ehemaligen Insassen von Guantanamo anschaut. Vielleicht überlegt sich Österreich dann diesem Beispiel zu folgen.

floki123: In a recent interview with ABC reporter Stepanopoulos President Obama said, that he thought if he focus on rational, pragmatic policy making that people would get it and see the benefit. My first thought was that this sounds quite naïve. Would that

William Eacho: I think that Obama recognizes how difficult it is to take on the Washington establishment, but remains determined to bring change. Nothing good is ever easy in politics.

Walter KURTZ: Haben Sie gestern Nacht kein Football gesehen oder kommen Sie ohne viel Schlaf aus?

William Eacho: Ich brauche meinen Schlaf und als ein Redskin Fan ist für mich die Saison schon vor einer Weile zu Ende gewesen. Trotzdem freut es mich, dass die Saints das erste Mal beim Superbowl dabei sein werden. Das ist gut für New Orleans.

ModeratorIn: Wichtige Frage für Österreicher zur Einschätzung Ihrer Person: Sind Sie Rapidler oder Austrianer?

William Eacho: Ich mag sie beide.

unangenehm: When will China take over the "world leadership" from the USA? Will this be a threat to freedom (of speech) in the western world. As the US tries to promote their democratic values around the world China will try the same (example: they support iran

William Eacho: I think as China continues to develop economically, the Chinese government will feel inevitable pressure from their people to enhance democratic freedoms at home. As China becomes more involved on the world stage it is more likely to support responsible behavior, even in Iran.

wasndas: Wird sich die USA unter Obama mehr für den Umweltschutz engagieren als das unter Bush der Fall war bzw. gibt es bereits konkrete Programme dafür?

William Eacho: Natürlich. Präsident Obama hat schon wichtige Schritte unternommen, um Umweltschutzgesetze zu stärken und um dem Klimawandel entgegen zu wirken. Unser Stimuluspaket für die Wirtschaft beinhaltet 80 Milliarden Dollar für grüne Technologie.

Fulcum: Wie sehen Sie die Chancen das Präsident Obama die Banken in den USA tatsächlich zur Kasse bitten wird können, um auf diese Art und Weise das Budgetdefizit zu verringern?

William Eacho: Meiner Meinung nach ist es wahrscheinlich, dass die Banken irgendeine Art von Steuer oder Abgabe zahlen werden müssen, um damit auch die Kosten für die Sicherung der Bankeinlagen abzudecken.

floki123: Is China, with its growing self esteem and confidence, pushing its interests in Asia and Africa a vital threat for the USA in the 21st century and why (not)?

William Eacho: No, it is not a threat. As China grows in self esteem and confidence it is more likely to act responsibly as a world leader, for example China is supporting the Copenhagen Accord.

ModeratorIn: Userfrage per Mail: Wo ist Bin Laden? Muss Obama vor Osama Angst haben?

William Eacho: Wenn wir wüssten wo Osama Bin Laden ist, hätten wir ihn schon gefangen. Aber Al Kaida ist mehr als nur eine Person und als solche eine Bedrohung, der wir uns alle gemeinsam stellen müssen.

moritzreich: Wie sieht Ihre persönliche Bilanz aus nach einem Jahr Obama? Was hat Sie enttäuscht, was gefreut?

William Eacho: Obama hat seine Sache hervorragend gemacht, vor allem bei der Vermeidung einer weiteren großen wirtschaftlichen Depression in den Vereinigten Staaten. Er tritt der Welt mit einer neuen Aussenpolitik entgegen, doch in beiden Bereichen gibt es noch einiges zu tun.

wasndas: Was gefällt Ihnen besonders in österreich und auf was könnten sie verzichten?

William Eacho: Schwer zu sagen was mir am besten gefällt. Die Leute sind wunderbar und das Land sehr schön, der Kaffee ist hervorragend, aber weniger Raucher wären nicht schlecht.

ModeratorIn: derStandard.at bedankt sich bei US-Botschafter William Eacho und den UserInnen. Have a nice day.

William Eacho: Hat großen Spaß gemacht, auf Wiedersehen und vielen Dank.