Die US-Börsen verbuchen die deutlichsten Rückgänge seit Oktober. Am Montag waren die US-Börsen geschlossen (Martin Luther King Day), gegen Wochenmitte setzte ein massiver Sell-Off bei hohen Volumina ein. Der Dow Jones schloss 2,7% leichter bei 10.389 Zählern. Der S&P 500 verlor 2,55% auf 1.116 Punkte, der technologielastige Nasdaq Composite knickt 1,83% auf 2.265 Punkte ein.

Für (berechtigte) Beunruhigung sorgten Nachrichten aus China: die Regierung hat lt. Bloomberg einige Banken aufgefordert, die Kreditvergabe zu drosseln und einigen Häusern gar verboten, im Jänner weitere Kredite zu vergeben. Präsident Obamas Kampfansage gegen die Wall Street Banken schickte die Financials auf Talfahrt. Er wolle die Risikobereitschaft der US-Banken verringern und den Eigenhandel abschaffen. Die geplanten Maßnahmen wirken wie eine populistische Verzweiflungstat, nachdem ein Jahr nach dem Amtsantritt die Euphorie zugunsten von Ernüchterung gewichen ist. Die Wahl des Republikaners Scott Brown in Massachusetts sendete ebenfalls ein klares politisches Signal. Die strategische Mehrheit der Demokraten im Senat scheint somit gefährdet. Profitiert haben davon in erster Linie Aktien aus dem Healthcare-Segment, nachdem sich die geplante Gesundheitsreform somit verzögern könnte. Humana kletterte beispielsweise um knapp 10%.

Die Lage am Arbeitsmarkt hat sich weiter verschlechtert. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe stiegen um 36.000 auf 283.000. Das Konsumklima der Uni-Michigan stieg auf 72,8 Punkte und damit deutlich schwächer als erwartet (Konsens: 74). Trotzdem steht der Index auf dem höchsten Stand seit September 2009. Die Verbraucherpreise stiegen auf Monatssicht um 0,1%. Die Industrieproduktion wuchs im Dezember um 0,6%. Die Frühindikatoren legten im Dezember auf 1,1% zu (Konsens: 0,7%), der Philly-Fed-Index hat sich indes von 22,5 auf 15,2 verschlechtert. Die Hypothekenanträge kletterten um 9,1%. Die Wohnbaubeginne stiegen auf 557.000, die Baugenehmigungen auf 653.000.

Die Zahlen der zweitgrößten US-Bank JPMorgan enttäuschten. Der Gewinn im Q4 lag bei USD 3,3 Mrd was leicht über den Konsensschätzungen lag, die Flüsterschätzungen lagen jedoch deutlich höher. Insbesondere die Risikovorsorgen und die erschreckend schwachen Zahlen des Kredikarten- und Privatkundengeschäftes veranlassten zu Verkäufen. Die Kreditausfälle stiegen 2009 um 55% auf knapp 20 Mrd.

Citi will gesundschrumpfen

Citigroup meldete für Q4 einen Verlust von "lediglich" USD 7,6 Mrd. Darin beinhaltet war jedoch auch die Rückzahlung der Staatshilfe in Höhe von USD 6,2 Mrd. Im Vorjahreszeitraum belief sich der Fehlbetrag noch auf USD 17 Mrd. CEO Vikram Pandit gab bekannt, man wolle sich weiter gesundschrumpfen. Die Bilanzsumme solle um ein Drittel - also knapp USD 600 Mrd. - verringert werden.

Goldman Sachs meldete einen Nettogewinn in Höhe von USD 4,95 Mrd. Das Ergebnis von USD 8,20 je Aktie übertraf die Erwartungen klar. Die Bank of America präsentierte einen Nettoverlust von USD 5,20 Mrd. Um Einmaleffekte bereinigt lag der Verlust bei USD 194 Mio. Die Konzernerlöse verbesserten sich von USD 15,6 auf USD 25 Mrd. Morgan Stanley legte einen Profit von USD 413 Mio., die Zahlen fielen überwiegend schwächer als erwartet aus. Das Investmentbanking, der Eigenhandel aber auch die Kreditausfälle sorgten für Verkäufe. Wells Fargo konnte indes positiv überraschen. Der Gewinn kletterte auf USD 2,73 Mrd bzw. 0,84 je Aktie.

Warren Buffetts Berkshire Hathaway hat einen 50:1 Aktiensplit bei den B-Aktien (genannt "Baby-B's) durchgeführt. Begründet wurde dies mit dem Kauf der Eisenbahngesellschaft Burlington Northern Santa Fe. Zudem wolle man die Liquidität steigern und neue Investorengruppen anziehen, eine Aufnahme in den S&P 500 könnte bevorstehen. Die Aktien bleiben weiterhin unangetastet, sie notieren bei mehr als USD 100.000. 

"Kraft-Akt“ geht zu Ende

Im Bieterwettstreit um den englischen Schokoladenhersteller Cadbury, hat sich Kraft nun durchgesetzt. Cabury-Aktionäre erhalten 840 Pence, davon 500 Pence in bar und 340 in eigenen Aktien. der Kaufpreis beläuft sich auf insgesamt USD 19,4 Mrd. Warren Buffett zeigte sich weiterhin kritisch, ebenso die Ratingagentur Fitch. Sie senkte die Bonitätseinschätzung auf BBB-. Nun fehlt noch die Zustimmung der Aktionäre, falls sie zustimmen, entsteht der größte Schokolade- und Süßwarenhersteller weltweit mit einem Gesamtumsatz von USD 50 Mrd. pro Jahr. Cadbury ist besonders in rasch wachsenden Märkten wie Indien, Mexiko, Ägypten, Lateinamerika etc. stark verankert. Knapp 40 % der Umsätze entfallen auf Emerging Markets.

IBM konnte die Ergebnisse übertreffen und die Prognosen anheben, wurde aber trotzdem abgestraft. "Big Blue" meldete ein Gewinnplus von 10% auf USD 4,8 Mrd. Bereits 7. Mal in Folge konnte damit zweistelliges Wachstum auf Jahresbasis gemeldet werden. Der Umsatz kletterte auf USD 27 Mrd. Nach den überzeugenden Zahlen von Intel lagen die Flüsterschätzungen für IBM noch deutlich höher. Auch Google konnte die Erwartungen übertreffen. Der Umsatz stieg im Q4 auf USD 6,6 Mrd. (vs. 5,7 Mrd. im Vorjahreszeitraum). Der bereinigte Gewinn lag bei USD 6,79 je Aktie, der Konsens wurde klar übertroffen. Der latent schwächelnde Telekomriese Motorola hat indes die Aufspaltungspläne vorerst ad acta gelegt. Man plante die Netzwerk-Sparte zu veräußern, die Gebote fielen jedoch zu niedrig aus. Ebay steigerte den Gewinn von USD 367 auf 1,4 Mrd. Insbesondere die Tochter PayPal und der Verkauf von Skype trugen zum Rekordgewinn von USD 1,4 Mrd. bei.

In der nächsten Woche erwarten wir Quartalszahlen von Apple, Amgen, EMC, Johnson&Johnson, Verizon, Boeing, Caterpillar, ConocoPhillips, Qualcomm, Baxter, Altria, Microsoft, Procter & Gamble, Chevron und Ford. Die Zwischenbilanz der Berichtssaison ist eigentlich positiv. Investoren scheinen sich vom puren Übertreffen der Erwartungen nicht beeindrucken zu lassen, man sucht vermehrt nach Wachstumsstories. Ob die Kursverluste der vergangenen Woche bereits der Beginn einer
Trendumkehr sind, bleibt abzuwarten. Der weitere Verlauf des US-Dollar dürfte immanent wichtig sein. Aktuell sieht der Greenback stark aus, in der längeren Betrachtung würde sich die aktuelle Stärke aber auch als "dead cat bounce" qualifizieren.