Bommelhaube, Reinhold-Messner-Untergatti, Kälteschutzcreme: die FM4-Geburtstagsexpedition in der Arena

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Wien - Schön war's! Damals, 2007, als Jarvis Cocker als Headliner des traditionell im Winter und auch im Freien abgehaltenen FM4-Geburtstagsfests in der Wiener Arena aufgetreten war. Da sah man mitten im Jänner Jugend mit kurzen Hosen und T-Shirts und war zumindest kurzfristig geneigt, sich mit dem Klimawandel anzufreunden, dem die herrschende Außentemperatur von zehn, zwölf Grad plus nachgesagt wurde. Aber heuer? Frage nicht!

Günstigerweise haben die Programmverantwortlichen sich beim 15. Geburtstag des Senders von der Idee Headliner verabschiedet - oder schlicht keine Band gefunden, die sich ernsthaft als solcher hätte verkaufen lassen. Das bedeutete am Samstag schon früh Auftritte von Konstantin Gropper und seiner Band Get Well Soon, der um Nachsicht bezüglich ihm eventuell entfahrender Schmerzensschreie bat, denn es sei kein Spaß nicht, bei solchen Temperaturen an Stahlsaiten zu arbeiten. Das Konzert hielt man bei zehn, zwölf Stricherln unterm Gefrierpunkt vier, fünf Songs lang aus, dann war Saalflucht angesagt: Die Flucht in den Saal.

Die nächste Freiluftprüfung verlangten einem Die Sterne ab. Sänger Frank Spilker tänzelte souverän gegen den Frost an, während die Band ihren lässigen Funk-Pop spielte, der stellenweise wie eine Zusammenführung von ganz alten und ganz jungen New Order klang. Dabei trug der bloß ein Hemd! Aber da oben, bei denen in Hamburg, da pfeift's natürlich noch ärger. Trotzdem.

Bauchklang, die live immer beeindruckenden A-cappella-Groover, hatten immerhin den Vorteil, keine Instrumente halten zu müssen. Indoor waren Thao & The Get Down Stay Down zu erleben, die hübsch poppigen Gitarrenrock spielten.

Dazu die Burgenländer Garish, die US-amerikansiche Folk-Rock-Combo Ezra Furman & The Harpoons, spät dann noch die Eintagsfliegennachwuchshoffnung aus dem MySpace-Land, namentlich Two Door Cinema Club. Dürre Briten, die ansonsten froh sein dürften, wenn sie mit ihrer Strebermusik 20 Leute in einen Club bringen - von denen nicht zehn zum Personal gehören. Sicher demnächst eine Band der Stunde. Für eine Stunde.

Vor Mitternacht fand schließlich die rituelle Tortenbeschneidung samt Publikumsfütterung statt. Wieder nichts gekriegt. Aber hey! Immerhin wurde das Bier an diesem Abend nie warm. Auch das zählt. Cheerio! (Karl Fluch / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25.1.2010)