Und zwar frei nach Freud: Minderwertigkeitskomplex (kleiner als Wien) und der Umgang mit der eigenen Geschichte (Hitler) bilden die Ausgangsthese für Katrin Mackowskis Linz auf der Couch. Die Autorin und Regisseurin hat in Linz recherchiert und sich für ihr Stück u.a. von Linz09-Projekten inspirieren lassen. Dazu kommt die Society-Mottenkiste: Angespielt wird auf die Entführung der Tochter des Wienerwald-Gründers Friedrich Jahn, die hier Uschi heißt und ein Gesellschaftsluder ist.

Hauptpersonen sind jedoch andere: Die hoffnungsvolle Jungschauspielerin Alicia (Nicola Trub) wird vom durchgeknallten Regisseur Fred (Michael Smulik) für ein monströses Filmprojekt engagiert, das u.a. die Sprengung der Voest vorsieht. Das Geld dafür steuert dessen Gattin Uschi Jahn bei, die als Übermutter-Assistentin namens Eve (Melanie Herbe) am Bildschirm zugegen ist. Von dort aus macht sie mit laszivem Zungengeschlecke Alicia an. Das versucht auch der dauererregte Regisseur. Darüber legt Mackowski eine zweite Folie, in der Fred die Rolle von Alicias Psychiater einnimmt.

Aus dem Irrsinn des Filmprojekts und des Pärchens befreit sich Alicia mit Waffengewalt. Wir nehmen zur Kenntnis: Das psychoanalytische Gebet von Eros bis Thanatos ist komplett, und die Couch reichlich durchgesessen. Banal die Deutung des Ganzen: Alicia und Fred stehen für das größenwahnsinnige Linz, wobei der ängstlich-häsische Part dem Regisseur zufällt, über den Alicia als echtes Linzerkind triumphiert. Alles klar? (wo, DER STANDARD/Printausgabe, 23./24.01.2010)