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Heinz Fischer besichtigt die verbotene Stadt

Foto: APA/Jäger

Österreich ist für die kommende Großmacht China weder wirtschaftlich noch politisch der wichtigste Partner, aber mit Sicherheit einer der wenigen, wo die persönliche Chemie der Staatschefs untereinander besser stimmt als jene zwischen Chinas Führern und anderen Staats- und Regierungschefs Europas.

Das erlebte Bundespräsident Heinz Fischer auf seinem nun achten Chinabesuch seit 1974. Die Sonderrolle erlaubte ihm, offene Worte zu sagen. Sie trübten nicht im Geringsten die Atmosphäre. Schon zum Auftakttreffen mit dem bei Staatsbesuchen keine Regung zeigenden Staatschef Hu Jintao kam das zum Vorschein.

Hu fühlte sich in Gesellschaft Fischers offenbar so wohl, dass ihn die Delegation beim späteren Essen, als die Kapelle auch noch den Radetzky-Marsch und Fischers Lieblingssong von der Wonderful World spielte, schallend lachen hörte. Und das, obwohl Fischer zuvor den weltweit kritisierten Umgang Pekings mit den Menschenrechten zur Sprache gebracht und den Fall des zu elf Jahren Haft verurteilten Dissidenten Liu Xiaobo erwähnt hatte. Die meisten Politiker aus der EU sind zu feige, um im direkten Gespräch mit Chinas Führern über Menschenrechte zu sprechen. Sie lassen die heikle Aufgabe im Vorfeld durch Mitarbeiter erledigen, die Listen an untergeordnete Funktionäre übergeben. Fischer hatte sich seinen Zettel selbst geschrieben. Echte Antworten konnte er nicht erwarten. Hu wich unter Verweis auf Chinas "unabhängige Gerichte" einer Diskussion aus. Aber er hatte den Namen gehört. (Johnny Erling aus Schanghai/DER STANDARD, Printausgabe, 23.1.2010)