Es heißt, Dankbarkeit sei keine politische Kategorie. Eine künstlerische und mediale ist sie aber schon. Das zu demonstrieren, muss man - leider schon wieder, aber es gibt halt nur eine solche Fundgrube unverblümten österreichischen Wesens - einen Blick in Catos Narrenkastl werfen. Aus diesem strahlte einem Dienstag hinter einer geöffneten Ordensschatulle die Angetraute Karl Habsburgs entgegen, umrankt von der Grußadresse eines Herrn Peter Weibel, Wien. Anlässlich des Jahresendes 2009 erlaube ich mir, Ihnen als Beirat der Thyssen-Bornemisza-Stiftung TB 21 von Francesca von Habsburg meinen Dank auszusprechen, dass die Verleihung der Wiener Verdienstmedaille an Frau Habsburg von Ihrer Zeitung, von Frau Schnedgar, "Adabei" adäquat gewürdigt wurde. Frau Habsburg hat außerordentlich viel für die zeitgenössische Kunst geleistet und damit auch für den Standort Wien. Es freut mich, dass dies auch Frau Schnedgar aufgefallen ist und ihr Ihre Zeitung den entsprechenden Raum gab.

Der Beirat der Thyssen-Bornemisza-Stiftung TB 21 war von der Dankaussprache zweifellos umso mehr entzückt, als ein Medientheoretiker vom Range eines Peter Weibel, falls es sich um denselben handeln sollte, nicht irgendein Weinpolter ist, sondern sehr genau weiß, wie und warum man in einem solchen Fall seinen Dank adäquat auszusprechen hat. Dass der Dank für die Würdigung der Verleihung der Wiener Verdienstmedaille nicht aus gegebenem Anlass, sondern anlässlich des Jahresendes 2009 ausgesprochen wurde, ließe vermuten, Herr Weibel wollte dem Beirat der Thyssen-Bornemisza-Stiftung TB 21 auf medientheoretisch komplexe Weise Prosit Neujahr wünschen - ein Verdacht, den dieser zerstreute, indem er dessen Schreiben erst am 19. Jänner veröffentlichte.

Niemand weiß besser als ein Theoretiker insbesondere heimischer Medien, dass die Verleihung einer Verdienstmedaille an wen und für welche Verdienste auch immer kaum etwas bedeutet, ehe der Vorgang nicht im Adabei der "Kronen Zeitung" adäquat kodifiziert wurde. Nicht nur Harald Serafin und Mörtel Lugner wissen um jenes Mysterium adäquater Würdigung auf dieser wichtigsten Bühne des Landes.

Umso mehr ist daher Frau Schnedgar zu preisen, der in völliger Unabhängigkeit vom Beirat der Thyssen-Bornemisza-Stiftung TB 21 diese Medaillenverleihung aufgefallen ist, was diesem gar keine andere Wahl ließ, als ihr dafür in seiner Zeitung den entsprechenden Raum zu geben.

Einmal in Fahrt, war Herr Weibel nicht mehr zu bremsen, hat er doch mit seinem medientheoretisch geschärften Blick erkannt, dass der Ruhm von Frau Schnedgar nicht allein auf dem wackeligen Bein der Rezeption einer Medaillenverleihung basiert, sondern solider grundiert ist. Auch der Bericht über die Silvesternacht, 2. 1. 2010, war von bester Qualität, besser als in anderen Zeitungen. Gratuliere Ihnen und Frau Schnedgar zum allgemein hohen Niveau der "Adabei"-Spalte, was sicher nicht leicht ist, weil ja nicht alle Gäste immer das erforderliche Niveau mitbringen.

Spätestens nach dieser Gratulation schleicht sich der Verdacht ein, dass es sich bei dem Gratulanten entweder nicht um den Peter Weibel handelt oder dass sich jemand unter diesem Namen einen grausamen Scherz mit dem Beirat der Thyssen-Bornemisza-Stiftung TB 21 erlaubt hat. Denn der Beitrag, in dem die Verleihung der Wiener Verdienstmedaille an Frau Habsburg von Frau Schnedgar, "Adabei" adäquat gewürdigt wurde, ist am 27. November 2009 erschienen und las sich so: Die Goldmedaille ist verdient: Seit Jahren hat sich Francesca Habsburg als Mäzenin, Sammlerin & Organisatorin ungewöhnlicher Ausstellungen für zeitgenössische Kunst eingesetzt. Jetzt überreicht ihr Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny dafür das gülden schimmernde Verdienstzeichen des Landes Wien. Unter den stolzen Blicken von Gemahl Karl und den Kindern Eleonore, Ferdinand Zvonimir und Gloria, Belvedere-Chefin Agnes Husslein, Franziska Meinl, Bianca Jagger, Entertainer Alfons Haider, Teppich-Sir Ali Rahimi und Regisseur Robert Dornhelm. Francesca bedankte sich: "Ich reise zwar viel, aber heute fühle ich mich wie eine Wienerin!" Die Aristocat bleibt auch beim Feiern konsequent, sie schmeißt eine Party in Form eines Charity-Events in der ehemaligen Ankerbrotfabrik. Wer sich heute Nacht im Lichte der Künstler sonnen will, blecht dafür mindestens 50 Euro. Immerhin, die Gäste haben das erforderliche Niveau mitgebracht. (Günter Traxler, DER STANDARD; Printausgab,e 23./24.1.2010)