Wien - Cosmos ist mit Krisen vertraut. Schon im Vorjahr drohte bei der Elektrohandelskette der Kurzschluss. Die Banken wandten die Insolvenz in der letzten Sekunde ab. Jetzt steht der Fortbestand des Unternehmens erneut auf Messers Schneide. Cosmos benötigt für ein Überleben akut fünf bis sechs Millionen Euro, erfuhr der STANDARD.

Diese Summe müssen die Tiroler Brüder Stauder als neue Eigentümer aus eigener Kraft aufstellen - und zwar noch im Jänner. Denn die türkische Unternehmerfamilie Sabanci will sich mit ihrem Konzern Esas an der Cosmos-Rettung nicht wie von den Stauders erhofft beteiligen. Ein Einstieg kommt für sie, wenn überhaupt, erst nach einer gelungenen Sanierung infrage. Die erfolgte Entschuldung genügt nicht, geht aus Businessplänen hervor, die Banken vorliegen. Derzeit suchen die Brüder Stauder dem Vernehmen nach in den USA nach Investoren. Ohne gesicherte Finanzierung gewähren die Geldinstitute keine Kreditrahmen.

Eigenkapital ist weg

Die Elektrokette hat ihr Eigenkapital bereits 2008 aufgebraucht. Sie verbuchte damals Verluste in Höhe von elf Mio. Euro und damit fast doppelt so viel wie im Jahr davor, zeigt die eben veröffentlichte Bilanz. Der negative Cashflow belief sich ebenfalls auf rund elf Mio. Euro. 962 Mitarbeiter setzten 268 Mio. Euro um. 2009 brach der Umsatz ein, wissen Kreditschutzverbände. Cosmos verkaufte eine Liegenschaft. Die Finanzierung gelinge aber nur über Fremdmittel.

Die Kreditschützer haben ihre Ratings ausgesetzt und sehen nun aufgrund des fehlenden Einblicks in den Konzern von einer Kreditempfehlung ab. Kreditversicherer Atradius deckt Lieferanten seit November nicht mehr. Auch Prisma hält an dieser Linie fest. Einige Konzerne haben trotz Versicherungen bereits im Dezember nicht mehr voll geliefert. Das Risiko, bei Ausfällen einen Selbstbehalt zahlen zu müssen, war ihnen zu groß. Cosmos lebt derzeit daher von der Hand in den Mund; in einzelnen Sparten wird Markenware knapp.

"Wir schaffen das"

Der Konzern hat 2009 rund 130 Stellen abgebaut und zwei der 27 Filialen geschlossen, in eine zieht MediaMarkt/Saturn ein. Zwei bis drei weitere Standorte sollen noch aufgelassen werden, auch jener in der Wiener Mariahilfer Straße. So sehen es die Sanierungspläne vor - sofern der Ausstieg aus den ungünstigen Mietverträgen gelingt.

Cosmos werde alles Geld rechtzeitig aufstellen und neue Waren erhalten, ist Konzernbetriebsrat Andreas Unger zuversichtlich. Er zweifle nicht am Erfolg der Sanierung. "Wir schaffen das, kommt man uns nur ein wenig entgegen."  (Verena Kainrath, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23./24.1.2010)