Bild nicht mehr verfügbar.

Eine Frau, die derzeit in Petionville, Port-au-Prince, unter freiem Himmel lebt - Neben ihr ist ein Bild zu sehen, das ihr Sohn gemalt hat

Foto: AP Photo/Roberto Koltun

Port-au-Prince - In der verwüsteten Hauptstadt Port-au-Prince wurden am Freitag erste Lebensmittelgeschäfte und Apotheken geöffnet. Ihren Kunden gewähren sie häufig Kredite, da viele Überlebende des Bebens vor zehn Tagen praktisch kein Bargeld haben. Am Wochenende sollen auch Banken wieder aufsperren. Ein wenig Normalität im Chaos der Stadt, der laut US-Experten noch monatelang Nachbeben mit Zerstörungspotenzial drohen. Vielen Menschen in Haiti mangelt es aber nach wie vor selbst an grundlegenden Dingen wie Essen und Wasser.

Doch die Uno und Hilfsorganisationen berichten, dass die Versorgung der Bevölkerung langsam auf Touren kommt. Verteilaktionen verlaufen allerdings nicht immer gewaltfrei (siehe Artikel links). Die Suche nach Verschütteten wird - auch von der Uno - allmählich zurückgefahren.

Trotz des schweren Bebens lehnen die USA die Aufnahme von Flüchtlingen aus Haiti weiter strikt ab. "Die Erdbebenkatastrophe ist keine Gelegenheit zur Auswanderung in die USA", sagte die amerikanische Heimatschutzministerin Janet Napolitano am Freitag. Sie rief die Haitianer dazu auf, in ihrem Land zu bleiben und beim Wiederaufbau zu helfen. Die Uno hat dafür das "Cash for Work"-Programm ins Leben gerufen, bei dem hunderte Haitianer fünf Dollar (3,50 Euro) am Tag verdienen können.

Die Weltbank wird Haiti angesichts der Erdbebenkatastrophe für fünf Jahre den Schuldendienst erlassen. Die Organisation sucht zudem nach Möglichkeiten, ganz auf die Rückzahlung der gegenwärtigen Schulden Haitis von 38 Millionen Dollar verzichten zu können.

Instabiler Boden verheerend

Beim Wiederaufbau im Bebengebiet müsse laut UN auf eine sicherere Bauweise geachtet werden. Wesentlich zum großen Ausmaß der Katastrophe beigetragen hätten auf instabilem Untergrund gebaute Gebäude. Die Uno hat allein in Port-au-Prince fast 450 Lager obdachloser Haitianer gezählt. Sie forderte die Regierung dazu auf, die Hilfsbedürftigen an weniger Orten zusammenzuführen, um Lebensmittel besser verteilen zu können. Insgesamt dürfte es bis zu 1,5 Millionen Obdachlose geben. Wie berichtet, will die haitianische Regierung rund 400.000 von ihnen aus der zerstörten Hauptstadt in provisorische Unterkünfte außerhalb von Port-au-Prince umsiedeln.

Der derzeit in Südafrika lebende Expräsident Haitis, Jean-Bertrand Aristide, der 2004 aus dem Land vertrieben wurde, plant, wie berichtet, seine Rückkehr. Er versichert, in Haiti nur ein "akademisches Amt" und keine politische Funktion anzustreben.

Die EU-Außenminister beraten am Montag erneut über Unterstützung für Haiti. Dabei geht es auch um Beiträge der Europäer zur internationalen UN-Truppe (Minustah) in Form von Polizisten und militärischen Sicherheitskräften, hieß es am Freitag aus diplomatischen Kreisen. EU-Entwicklungshilfekommissar Karel De Gucht kehrt am Sonntag aus dem Bebengebiet zurück und wird der Hohen Beauftragten für die EU-Außenpolitik, Catherine Ashton, über die Lage in Haiti berichten. Auch Ashton möchte in die Region fahren. Wann, stand am Freitag aber noch nicht fest. (AFP, APA, dpa Reuters)