Port-au-Prince - Lebensmittel der Welthungerhilfe für 6000 Menschen eines Camps standen bereit. Am Vortag hatten die Helfer Plastikarmbänder an ein Komitee verteilt, um die Berechtigten kenntlich zu machen. Als die Lastwagen am Donnerstag vorfuhren, warteten die Menschen geduldig und friedlich in einer langen Schlange. Sechs UN-Soldaten und vier haitianische Polizisten sicherten die Aktion in Port-au-Prince ab.

Das war zu wenig. Etwa 200 kräftige junge Männern drängten sich nach vorn. Die Sicherheitskräfte konnten nicht verhindern, dass die Männer mit Gewalt größere Mengen Reis, Bohnen und Salz an sich rissen. Frauen, Kinder und Alte sahen dem bedrohlichen Szenario entmutigt zu.

"Es galt brutal das Recht des Stärkeren", schilderte ein Augenzeuge. "Am Ende gingen die Schwachen leer aus." Haitianer sagten, sie schämten sich für das Verhalten ihrer Landsleute.

"Wir hatten die Wahl, unter nicht optimalen Bedingungen mit der Verteilung zu beginnen oder es sein zu lassen", sagte Welthungerhilfe-Chef Michael Kühn später. "Wegen des Bedarfs der Bevölkerung haben wir verteilt." Andernorts hat die haitianische Polizei laut CNN erneut einen mutmaßlichen Plünderer erschossen.

Kinder verschwunden

Das UN-Kinderhilfswerk meldete am Freitag auch schlechte Nachrichten: 15 Kinder seien aus Krankenhäusern verschwunden. Laut Unicef besteht der Verdacht, dass diese Kinder verschleppt wurden. (dpa, AFP)