Frankfurt/Main - Bundestrainer Joachim Löw gerät vor dem ersten Casting der deutschen Fußball-Nationalmannschaft im WM-Jahr unter Druck und muss sich wegen des viertägigen Leitungstests heftige Kritik von Bayern-Coach Louis van Gaal gefallen lassen. 'Ich denke, dass das Wahnsinn ist. Wir bezahlen die Spieler. Vier Tage ist doch nicht normal. Ich muss auch ein Spiel vorbereiten', sagte der Niederländer und stellte den Sinn der Maßnahme komplett infrage: 'Wir können die Werte doch auch liefern. Ich habe so etwas noch nie erlebt - und ich habe schon viele Topteams trainiert.'

Der Trainer des Rekordmeisters Bayern München schwang sich mit seinen Aussagen zwei Tage vor dem Treffen der Nationalmannschaft am Sonntag in Stuttgart neben Schalke-Coach Felix Magath zum schärfsten Kritiker auf. Damit wartet auf Löw in der Schwaben-Metropole beim vorgezogenen Trainerlehrgang am Montag reichlich Überzeugungsarbeit. Verständnis für ihre Sichtweise dürfen die versammelten Bundesliga-Trainer vom DFB-Coach aber ganz offensichtlich nicht erwarten.

'Ich kann die Kritik nicht nachvollziehen. Dieser Termin wurde langfristig mit der DFL und den Bundesliga-Vereinen abgestimmt. Bei allem Verständnis für die sportlichen Ambitionen von Louis van Gaal: Wir haben ein WM-Jahr, und es liegt im Interesse des gesamten deutschen Fußballs, dass wir unser Team optimal vorbereiten. Deshalb gehe ich auch weiterhin davon aus, dass alle Klubvertreter die Nationalmannschaft auf dem Weg zur WM und während des Turniers in Südafrika unterstützen', sagte Löw im Interview. (SID)