Na, und wie klingt das ?

Hört ihr im Land / Das Brüllen der grausamen Krieger? / Sie rücken uns auf den Leib, / Eure Söhne, Eure Ehefrauen zu köpfen! / Zu den Waffen, Bürger! / Schließt die Reihen, / Vorwärts, marschieren wir! / Das unreine Blut / Tränke unserer Äcker Furchen!

Erste Strophe und Refrain der Marseillaise. Es ist nicht bekannt, ob es in Frankreich eine Bewegung gibt, in der Nationalhymne zu den Söhnen, die vor dem Köpfen gerettet werden sollen, auch Töchter einzufügen (gegen den blutrünstigen Grundtenor gibt es allerdings schon Opposition).

Die Bestrebungen, in die heimische Bundeshymne zu den „großen Söhnen“, deren Heimat Österreich ist, auch „und Töchter“ einzufügen, sind an sich verständlich. Die Dichterin Paula von Preradovic, übrigens kroatischer Herkunft, hat hier nach 1946 wohl Konzessionen an den durch und durch patriarchalischen Zeitgeist gemacht.

Aber der Text ist auch sonst veraltet („Land der Äcker, Land der Hämmer“) wie fast alle Nationalhymnentexte. Die Musik – obwohl Mozart zugeschrieben – vermittelt österreichische Depression (im Vergleich zur mitreißenden Marseillaise).

Die Wahrheit ist, dass man an Hymnen dieser Art nichts herumbasteln kann, dass keine Textkosmetik und keine Rockversion hilft. Das Ding ist – bis zur nächsten Staatsumgründung – so zu akzeptieren, wie es ist, als Teil unseres Erbes. Und den Schülern kann/muss man den Kontext erklären. (Hans Rauscher, DER STANDARD, Printausgabe, 22.1.2010)