Wiener Neustadt/Innsbruck - Handball-Deutschland atmet auf. Im "Endspiel" der "Todesgruppe" C feierte Schwarz-Rot-Gold bei der Europameisterschaft in Österreich am Freitag gegen Schweden einen 30:29-(21:18)-Erfolg und schafften damit als drittes Team hinter Polen und Slowenien den Aufstieg in die Hauptrunde (ab Sonntag). Ebenfalls für die nächste Turnierphase sind die Tschechen qualifiziert, die sich in Wiener Neustadt (Gruppe D) gegen Ungarn mit 33:26 durchsetzten. Für Ungarn und Rekord-Europameister Schweden ist die EM hingegen beendet.

"Für uns war schon vor der EM klar, dass für uns jedes Spiel ein Endspiel ist", sprach Deutschlands Trainer Heiner Brand, dessen Team in Innsbruck bis in die Schlussminuten um den so wichtigen Punkt kämpfen musste. Die Deutschen gingen früh in Führung und bauten diese in einer trefferreichen ersten Halbzeit auf 21:18 aus. Nach Wiederbeginn dominierte bei beiden Mannschaften die Nervosität, und in dieser Phase war Silvio Heinevetter, der ab der 15. Minute im deutschen Gehäuse stand, ein sicherer Rückhalt. Als neun Minuten vor Schluss beim Stand von 27:27 Deutschlands Abwehrchef Oliver Roggisch nach der dritten Zwei-Minuten-Strafe ausgeschlossen wurde, war dies eine Initialzündung für die Truppe von Heiner Brand, die noch einmal - angefeuert von einem frenetischen Publikum in der ausverkauften Innsbrucker Olympiahalle - durchstartete.

Ruhe nach der Aufregung

"Jetzt bin ich ganz ruhig, aber zuvor war es schon ganz schön aufregend", sagte Brand, der eine Steigerung im Vergleich zu den ersten beiden Spielen konstatierte und auf dem Boden blieb: "Was wir nun in der Hauptrunde erwarten, das muss man erst sehen, mit wie viel Punkten die Gegner starten. Wir wollen auf jeden Fall den einen oder anderen Großen ärgern." Schwedens Co-Trainer Ola Lindgren, dessen Mannschaft ihre Spiele mit -1, -2 (Slowenien) und -3 (Polen) Toren verlor, nahm es gelassen: "Wir haben eine junge Mannschaft, wir werden wieder zurückkommen."

Im Abendspiel schrammte dann Slowenien knapp an der Sensation vorbei, Gruppensieger zu werden. Gegen den WM-Dritten Polen gab es ein 30:30 (13:12). In einer rassigen und schnellen Partie wechselte die Führung immer wieder. In der ersten Hälfte konnte sich keine Mannschaft richtig absetzen, auch weil die Slowenen Polens Star Karol Bielecki neutralisieren konnten. Nach der Pause schien eine Vorentscheidung gefallen, als Slowenien in der 44. Minute schon auf 29:25 davonzog. Doch am Ende konnte Polen doch noch ausgleichen.

Ungarn hatten gegen Tschechien das Nachsehen

In Wiener Neustadt lieferte Tschechien im Abendspiel eine kleine Überraschung. Ungarn, das im ersten Spiel mit einem 29:29 gegen Weltmeister Frankreich überrascht hatte, sah sich nach ideenlosem Spiel schon in der ersten Hälfte mit einem 8:13-Rückstand konfrontiert (24.), arbeitete sich bis zur Halbzeit aber auf 13:14 heran. Doch auch die lautstarke Unterstützung tausender ungarischer Fans, die die Arena Nova in ein Tollhaus verwandelten, half nichts. Bald nach Wiederbeginn zogen die von Bregenz-Trainer Martin Liptak betreuten Tschechen auf fünf Tore davon (34.) und gaben die Führung im Gegensatz zu den ersten dreißig Minuten nicht mehr aus der Hand. Auch als die Ungarn nochmals auf 18:21 verkürzten (44.), bewahrten die von einem starken Kiel-Legionär Filip Jicha angeführten Tschechen einen kühlen Kopf.

Zuvor hatte sich Weltmeister und Olympiasieger Frankreich ein packendes Duell mit dem Olympiadritten Spanien geliefert, Sieger gab es beim 24:24 aber keinen. Beide Teams waren freilich schon vor dem Anpfiff als Aufsteiger festgestanden, matchten sich "nur" um Punkte, die in die Hauptrunde mitgenommen werden. Nachdem die Franzosen in den ersten beiden Partien trotz dreier Punkte einiges schuldig geblieben waren, lagen sie gegen die Spanier in der ersten Hälfte zwar meist ein, zwei Tore zurück, erarbeiteten sich nach dem Pausenstand von 10:10 nach dem Seitenwechsel aber einen Vorsprung von bis zu sechs Treffern (18:12/42.) und steuerten bereits ihrem zweiten Sieg entgegen. Spanien aber schlug zurück, war in der 56. Minute auf 21:21 herangekommen und führte in der 58. Minute sogar mit 23:22. Mit zwei Treffern rettete Guillaume Joli den Franzosen aber noch einen Punkt. (APA)