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Wie die Bürger des Königreichs mit ihren Gerichten zufrieden sind, ist eine der vielen Informationen auf der Regierungsplattform.

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Gebt dem Bürger, was des Bürgers ist. Zum Beispiel von Regierungs- und Verwaltungsstellen gesammelte Daten darüber, ob der Grund, auf dem jemand bauen will, hochwassergefährdet ist, wie sich die Luftqualität entwickelt oder wie viel Einkommenssteuer in einem bestimmten Jahr an den Staat abgeführt wurde. Viele dieser Informationen finden sich zwar bereits "irgendwo" im Internet, doch auf viele Websites verstreut und nur mühsam zusammenzutragen.

Wie all diese digitalen Daten, die mit Steuergeldern erhoben wurden, bürger- und benutzerfreundlich zugänglich gemacht werden, zeigt das Beispiel von data.gov.uk. Auf dieser Plattform öffnet die britische Regierung den Zugang zu ihren umfangreichen Datenbeständen aus dem öffentlichen Raum - personenbezogene Daten sind ausgenommen.

Verkehr und Verbrechen

Das Angebot reicht vom Verkehrsaufkommen bis zu Verbrechensstatistiken, von der Entwicklung von Immobilienpreisen bis hin zur Zufriedenheit mit der Staatsjustiz. Garniert wird das Ganze mit Services wie FillThat-Hole, bei dem jedermann ein Schlagloch in der Straße melden kann, Apps fürs Handy (etwa: Wo finde ich in der Umgebung Schulen oder Briefkästen?), einem Wiki und Diskussionsforum. Die Daten stehen sowohl für den privaten als auch für den kommerziellen Gebrauch zur Verfügung.

Berater für die GovernmentWebsite war niemand Geringerer als Sir Tim Berners-Lee, britischer Informatiker und Erfinder des World Wide Web. Bei einem Essen für die Träger des "Order of Merit" war er im Juni 2009 von Premierminister Gordon Brown mit der Frage konfrontiert worden, wie das Vereinigte Königreich das Internet am besten nutzen solle. "Indem es einfach alle seine Daten hineinstellt", zitiert der Guardian die Antwort von Berners-Lee. "O. k., packen wir's an", lautete darauf die Replik Browns. Gemeinsam mit Nigel Shadbolt, Professor für Computerwissenschaften an der Southhampton University, entwickelte Sir Tim das Projekt.

Online

Seit Donnerstag dieser Woche ist die Plattform nun online. Rund 2500 Datensets können derzeit durchstöbert werden. Das ist deutlich mehr als etwa das Angebot der US-Regierung auf data.gov. Auch Australien und Neuseeland haben angefangen, ihre Regierungsdaten öffentlich zugänglich zu machen. Auf EU-Ebene befindet man sich beim Thema Open Government, das als Gegenmodell zum gläsernen Bürger zum gläsernen Staat führen könnte, noch in der Phase der Absichtserklärungen.

(Karin Tzschentke, DER STANDARD/Printausgabe, 23.1.2010)