Hamburg/Frankfurt - Die deutsche Regierung will nach einem Magazinbericht vorerst alle 17 deutschen Atommeiler am Netz halten. Darauf habe sich die Regierung bei dem Treffen mit den Energieversorgungsunternehmen in der vergangenen Woche festgelegt, berichtete "Der Spiegel" am Samstag im Voraus aus seiner neuen Ausgabe. Auch die alten Meiler Neckarwestheim 1 und Biblis A, die nach dem rot-grünen Atomkonsens bald abgeschaltet werden müssten, sollen demnach so lange weiterbetrieben werden, bis sich die schwarz-gelbe Regierung auf ein neues Energiekonzept verständigt habe. Dieses dürfe bis Oktober vorliegen.

Um die Kraftwerke weiterlaufen zu lassen, sollen sich die Energiekonzerne laut "Spiegel" eines Tricks bedienen und nicht verbrauchte Stromkontingente von anderen Anlagen auf die Reaktoren Neckarwestheim und Biblis übertragen dürfen. Über das Vorhaben der Regierung, die Atomlaufzeiten generell zu verlängern, soll dem Bericht zufolge erst nach der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen im Mai entschieden werden.

Mangelnde Sicherheitsstandards

Der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, Thorsten Schäfer-Gümbel, erklärte zu dem Bericht, die schwarz-gelbe Bundesregierung mache sich "zum Handlager der Atomindustrie". Hessen sei wegen der beiden Reaktoren in Biblis von der geplanten Laufzeitverlängerung besonders betroffen. Die SPD fordere weiterhin, Biblis planmäßig vom Netz zu nehmen, weil notwendige Sicherheitsstandards nicht erfüllt würden und die Gefahr eines Flugzeugunglücks oder gar eines Terrorangriffs bis heute nicht gebannt sei. Hessens Umweltministerin Silke Lautenschläger sagte hingegen der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung", sie halte es für vorstellbar, dass Biblis A noch mindestens zehn Jahre lang Strom liefere. (APA)