Hamburg/Paris - Der um zwei Jahre verspätete Jungfernflug des umstrittenen Airbus-Militärtransporters A400M im Dezember ist nicht so reibungslos verlaufen wie zunächst dargestellt. Es habe Probleme gegeben, vorsichtshalber sei ein Triebwerk auf Leerlauf gestellt worden, sagte eine Sprecherin der Militärsparte von Airbus am Samstag. "Die Sicherheit war nicht beeinträchtigt", fügte sie hinzu. Das ließe sich schon daran erkennen, dass der Erstflug länger gedauert habe als vorgesehen. Es sei normal, dass es bei Testflügen zu Problemen kommen könne.

Der "Spiegel" hatte unter Berufung auf vertrauliche Unterlagen des Triebwerkherstellers Europrop International (EPI) im voraus aus seiner aktuellen Ausgabe berichtet, dass bei einem der Steuerungscomputer für die Antriebe nach gut einer halben Stunde Flugzeit ein Ausfall aufgetaucht sei. Das Ersatzsystem habe daraufhin nur noch unzureichende Daten über die Stellung der Schubhebel erhalten, so dass eines der vier Triebwerke aus Sicherheitsgründen automatisch in den Leerlauf versetzt worden sei.

Die Piloten hatten den Vorfall gegenüber der Öffentlichkeit zunächst nicht erwähnt. "Das war ein fantastischer Flug", jubelten sie am 11. Dezember im spanischen Sevilla vor der Presse. "Alle Geräte funktionierten einwandfrei. Wir sind sehr beeindruckt." Laut dem "Spiegel"-Bericht hätte das Team versuchen können, das Problem durch einen Neustart in der Luft zu beheben. "Doch das erschien ihnen offenbar zu riskant, da sie bei einem Scheitern mit einem stillstehenden Propeller gelandet wären", schreibt das Blatt.

Mit zweijähriger Verspätung hatte die A400M am 11. Dezember ihren knapp vierstündigen Jungfernflug absolviert. Derzeit feilschen Airbus, die Muttergesellschaft EADS und die europäischen Abnehmerstaaten über die Mehrkosten für das größte europäische Rüstungsprojekt. Die Krisengespräche sollen am Dienstag in Berlin fortgesetzt werden. Im Gegensatz zu Frankreich und Spanien lehnt die Bundesregierung die finanziellen Nachforderungen ab. Deutschland ist mit 60 Flugzeugen größter Abnehmer der A400M, die bei der Bundeswehr die über 30 Jahre alten Transalls ersetzen soll.

Lösung bis Ende Jänner

Das ursprünglich auf 20 Milliarden Euro veranschlagte Projekt könnte auch Thema der französisch-deutschen Konsultationen am 4. Februar in Paris werden. Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy kündigte am Freitag an, die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel darauf ansprechen zu wollen, sollte die Hängepartie bis dahin immer noch nicht beendet sein.

Ziel der Beteiligten ist es, bis Ende Jänner zu einer Lösung zu kommen. Dann läuft ein Stillhalteabkommen aus. Zudem betonte EADS, zu diesem Zeitpunkt finanzielle Planungssicherheit haben zu müssen. Sonst müsse das Unternehmen eine Entscheidung fällen.

Als Hauptursache für die Verzögerungen und die Kostenexplosion hat Airbus wiederholt die neu entwickelten Turbopropeller-Triebwerke ausgemacht. Unter politischem Druck hatte der Flugzeugbauer bei Vertragsunterzeichnung 2003 der Neuentwicklung eines europäischen Konsortiums zugestimmt. Dies besteht aus dem deutschen Hersteller MTU Aero Engines, der britischen Rolls-Royce und dem französischen Unternehmen Safran. Deshalb gab EADS auch den Ländern eine Mitschuld. Neben Deutschland und Frankreich haben Spanien, Großbritannien, Belgien, Luxemburg, und die Türkei A400M bestellt. (APA/Reuters)