Darksiders (Vigil/THQ) ist für PlayStation 3 und Xbox 360 erschienen.

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Einen Wächter des galaktischen Gleichgewichts, der seinen Morgen mit einem fein warmen Blutbad beginnt und dem Teufel an den Kragen will mit Zipfelmützen-träger Link zu vergleichen, ist schon etwas weit hergeholt. Betrachtet man die Welt von Zelda mit Kratos Augen, kommt man dem schon näher. Denn "Darksiders" ist ein gutes Bisschen von beidem und das kann eigentlich nicht schaden.

Götterdonnern

Der Sage nach existierten vor der Entstehung der Erde zwei Reiche: Himmel und Hölle. Ein übergestellter Wächterrat entsandte vier Krieger, die Horsemen, um Frieden zwischen den Mächten zu sichern. In der Friedenszeit entstand die Erde und die Menschheit reihte sich sehr frei nach der Schöpfungsgeschichte in das Kräfteverhältnis. Wie es das Orakel vorhersah, würde eine entscheidende Schlacht zwischen den drei Parteien das Schicksal besiegeln. So galoppieren die Horsemen ein, als es in New York Engel und Dämonen regnet, doch irgendwie kommt nur einer an, "War" genannt... Die Story-Schreiber haben sich sichtlich bemüht, das katholische Weltbild durcheinander zu wirbeln und anschließend mit brachialer Gewalt zu pfählen.

Übermenschlich

In der Kriegs-gestählten Rüstung Wars wird man beschuldigt die Apokalypse heraufbeschwört zu haben und wird vom Wächterrat zum Tode verurteilt. Um seine Unschuld zu beweisen, kehrt man zurück zur Erde. Stark geschwächt geht es also daran, die furchteinflößendsten Geschöpfe der Paralleldimensionen zur Strecke zu bringen und die Hintergründe aufzuklären. In Anlehnung an den griechischen Rächer verlässt man sich auf die geschärfte Klinge seines Bi-Händers "Chaoseater" und die mit jedem geköpften Widerling episodenweise zurückkehrenden magischen Kräfte.

Vom Endzeitfieber gepackt, trottet man durch verwüstete Betonjungel trifft auf gigantische Fledermäuse und feuerspeiende Golems. Aber anstatt in die Hack-and-Slash-Klon-15-Einbahnstraße zu geraten, lädt das Inferno zur Erkundung ein. Der Köder führt zwar geradewegs in den Drachenschlund, doch bis dahin hilft man versteinerten Mitstreitern oder löst Herausforderungen, um neue Fähigkeiten zu erlangen. Von Quest zu Quest wandelt man an der Grenze zum Rollenspiel und übt sich im Tauschhandel.

Demolition Man

Die allseits präsente Zerstörung zeichnet sich nicht nur wunderschön am Horizont ab, sondern kann auch zum eigenen Vorteil genutzt werden. Verstellen Hochhaus große Monster den Weg, schnappt man sich am besten einen ausgebrannten Bus - ein Kleinwagen tut es auch - und wirft ihn dem Ungetüm an den Kopf. So verschmelzen im Zuge des Feldzugs Moderne und Mystik immer enger miteinander. Dem Schwert folgt ein Revolver und dem Revolver eine Gatling. Dann darf man auch wieder aufs hohe Ross steigen und mit ihm schließlich zum wirbelnden Vollstrecker werden, der War einst gewesen ist. Nichts für Zartbesaitete sind die besonders präzise ausformulierten Umgangsformen. Mit aufmüpfigen Dämon und Himmelswesen macht man kurzen Prozess. Kleinere Untote lassen sich mit der bloßen Hand zerquetschen, widerspenstigere Ungusteln müssen erst in die Luft geschleudert und fliegend gevierteilt werden. Der makaberen Akrobatik liegt ein ausbaubares Combo-System zu Grunde, das sehr genau, aber auch ordentlich von älteren Genrevertretern abgeschaut wurde.

Fazit

Die Szenerie vereinnahmt und die gut getimte Steigerung der Herausforderungen erlaubt auch unerfahrenen Schwertkämpfern den Einstieg in das Abenteuer. Die Geschichte hat dabei sogar ein wenig Aufregerpotenzial. Die Vereinigten Arabischen Emirate haben Darksiders aufgrund aufmüpfiger Inhalte aus dem Handel verbannt. Erschaffer Joe Madureira hat den Braten gerochen und arbeitet bereits an der Filmadaptierung für Hollywood. Das Spielgeschehen selbst bietet etwas zu wenig Neues, um im länger im Hinterkopf zu bleiben, macht aber Genrefans mit einem Hang zum Groben rund um glücklich. Das Fundament für einen Nachfolger ist jedenfalls sehr solide. Der Kontrast zum zeitgleich ins Rennen geschickte Japan-Hack-and-Slash "Bayonetta" könnte nicht stärker sein.

(Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 24.1.2010)