Kaum hat der Chef der deutschen Linkspartei, Oskar Lafontaine, die Berliner Bühne verlassen, da bringt der linke Flügel der SPDschon ein rot-rotes Bündnis auf Bundesebene ins Spiel. "Viele Politiker innerhalb der Linkspartei sind schon heute verlässliche Partner für Sozialdemokraten in den Ländern und wichtige Ansprechpartner im Bund" , sagt Nils Annen, Vizevorsitzender der SPD-Linken.

Auch SPD-Vizechefin Hannelore Kraft sieht Chancen für Veränderung: "Als SPD wollen wir Wähler von der Linkspartei zurückgewinnen, und unsere Tür steht auch offen für die Rückkehr von Gewerkschaftern und ehemaligen Sozialdemokraten."

Lafontaine hatte am Wochenende angekündigt, beim Parteitag im Mai nicht mehr als Vorsitzender zu kandidieren - ausschließlich aus gesundheitlichen Gründen. "Der Krebs war ein Warnschuss" , erklärte der 66-Jährige, der sich seit seiner Prostatakrebs-Erkrankung im Herbst schon merklich zurückgezogen hatte.

Nun gibt Lafontaine nicht nur den Parteivorsitz auf, sondern legt auch sein Bundestagsmandat nieder. Er bleibt aber Fraktionschef im Saarland, seiner politischen und persönlichen Heimat. Auch im Wahlkampf vor der Nordrhein-Westfalen-Wahl im Mai will er noch einmal kräftig mitmischen.

Fraktionschef Gregor Gysi hatte noch versucht, Lafontaine zum Bleiben zu überreden - vergeblich. Die Linke, bei der ein Machtkampf zwischen Reformern und Fundamentalisten tobt, muss jetzt rasch einen Nachfolger für Lafontaine suchen. Dazu kommen am Montag die Spitzengremien der Partei zusammen. Unklar ist noch, ob es wieder eine Doppelspitze geben soll. Chancen auf einen Karrieresprung haben die Ost-Frau Gesine Lötzsch (Fraktions-Vizechefin) und Parteivize Klaus Ernst aus dem Westen. (Birgit Baumann aus Berlin/ DER STANDARD, Printausgabe, 25.1.2010)